omantiker Eine Schar junger Männer und Frauen stürmt erobernd über die breite, träge Masse Deutschlands. Sie kommen wie vor Jahrhunderten die blonden germanischen Stämme der Wanderung : abenteuerlich, siegesgewiß, heilig erfüllt von ihrer Sitte und ihrem Leben, mit übermütiger Verachtung die alte, morsche Kultur über den Haufen werfend. Von der scheuen Ehrfurcht vor überlegener Gewalt, die die feine Ausbildung des Römischen Reiches trotz alledem den barbarischen Eroberern einflößte, empfanden freilich die Romantiker nichts. Sie standen den eigenen Vorfahren gegenüber, deren Schwächen sie durch und durch kannten und deren Vorzüge ihnen wenig imponierten; ihre Bewunderung griff in entlegene Vorzeit zurück, wo sie die Eigenart ihres Stammes rein ausgeprägt zu finden glaubten.
Das sonnige Glänzen junger wandernder Sieger liegt blendend über dem
kleinen furchtlosen Trupp. Aber am meisten gleichen sie gerade jenen Stämmen
der Völkerwanderung, den blühendsten, genialsten, die in der Fremde, wo
sie heimisch zu werden gedachten, früh untergingen, die Frucht ihrer Kämpfe
Späterkommenden überlassend. Sie verbrauchten ihre Kräfte in der mutwilligen
Verschwendung des ersten Sturmes, kindisch und sorglos schwelgten sie in
leichten Siegen über schwächliche Gegner, die sie verachteten, verspritzten
ihr schäumendes Blut ohne Not, aus Lust des Kämpfens und Ringens, hielten
ihren Besitz nicht zu Rate und dauerten nicht aus. - Ricarda Huch,
Die Romantik. Blütezeit, Ausbreitung und Verfall. Tübingen 1951 (zuerst
1899)
Romantiker (2)
Von kleiner Statur, im orientalisch buntfarbigen Schlafrocke, das fast maurisch
gelbe Antlitz von schwarzem Haarwuchse umbuscht... mit scharf geschlossenem
Munde und kleinen stechenden Augen, hatte er ganz das Ansehen eines rübezahlartigen,
listigen, kleinen Satyrikus, vor dem man sich um so mehr in Parade legen zu
müssen glaubte, als sein verschmitzter Blick es auf verschlagene Finten anzulegen
schien und Witz und Humor leuchtend daraus hervorblitzten. - August Klingemann
1821, nach: E. Th. A. Hoffmann, Der unheimliche Gast. Frankfurt am Main 1977
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