Rollstuhlfahrer  Collucci, Angelo und Rivers traten heraus. Taylor kämpfte sich unter dem Müll hervor und befestigte die Maschinenpistole an einer Halterung an den Stuhllehnen. Er schaltete den Stuhl auf volle Fahrt. Stürzte mit grimmiger Miene und gefletschten Zähnen aus der Mündung der Gasse mitten auf die 47th Street und auf Collucci zu.

Die Rizzos richteten den Scheinwerfer auf Taylor. Collucci sah Taylor einen Sekundenbruchteil, bevor Taylor den Abzug durchzog, und riß Angelo mit sich in den Rinnstein unter die Limousine.

Mack Rivers sank mit durchlöcherter Stirn tot auf den Gehweg.

Das ohrenbetäubende Sperrfeuer der Rizzos riß spritzende Blutfontänen aus Taylors Brust und Gesicht. Er glich einem zerfetzten Sieb, als eine Kugel ein Rad vom Stuhl sprengte. Der Stuhl krachte vor dem Palace aufs Pflaster.

Hinter ihm eröffneten Ivory und Dew Drop mit Shotgun und Gewehr das Feuer. Ihre Geschosse zerschmetterten den Scheinwerfer und töteten Marty Rizzo, der auf den Bürgersteig klatschte.

Das Automatikgewehr des anderen Rizzo ließ die Windschutzscheibe des Lieferwagens splittern und meißelte klaffende Löcher in Ivorys und Dew Drops Brust. Der Wagen krachte in ein Schuhgeschäft und explodierte.

Taylor lag, an seinen umgekippten Stuhl gegurtet, auf der Seite.

Kopf auf dem Asphalt. Die linke Hälfte seines Gesichts war verschwunden. Seine Nase baumelte wie ein abgehackter Finger über der blutigen Ruine.

Aber noch hielt er den Kolben der Maschinenpistole fest umklammert, und unheimlich phosphoreszierte sein verbliebenes Auge, als es sich in dem herabhängenden Kopf nach Collucci drehte. Es stellte scharf auf Collucci und Angelo, die auf gleicher Höhe im Rinnstein unter der Limousine lagen. Taylor brüllte. Haß und Rachedurst zwangen die Mündung der Maschinenpistole ins Ziel. Colluccis und Angelos Leiber hüpften und bäumten sich unter den Einschlägen der flammenden Entladung, die sie buchstäblich in Fetzen riß.   - Iceberg Slim, Todesfluch. Reinbek bei Hamburg 1997 (zuerst 1977)

Rollstuhlfahrer (2)

- Thomas Rowlandson

Rollstuhlfahrer (3)  Ich gehörte nicht zu denen, die vor widrigen Umständen resignieren; ich reagierte zornig. In mir schwelte eine zwar verhaltene, kaum sichtbare, aber andauernde Wut. Seit ich in Mälaga beschlossen hatte, zu Geld zu kommen, war mir dies noch nicht gelungen. Das würden wird ja sehen! Ich tobte und kochte. Auf offener Straße riß ich mir die Knöpfe vom Mantel ab, um darauf zu beißen. Ich stampfte mit den Füßen auf, so daß ich in den Boden zu versinken meinte.

Eines Abends stieß ich nach einem Tag voll vergeblicher Bemühungen auf dem Heimweg dort, wo der Boulevard Edgar-Quinet beginnt, auf einen an beiden Beinen amputierten Blinden, der in seinem Rollstuhl saß. Mit außerordentlich dreister, wichtigtuerischer Miene fuhr er den Bürgersteig entlang, indem er seine Gummiräder mit den Händen bewegte. Da er den Boulevard überqueren wollte, hielt er am Rande des Gehsteigs abrupt an, zog unter seinem Kissen ein Stöckchen hervor und klopfte mit solch frecher Selbstsicherheit auf die Asphaltdecke, daß ich davon sehr abgestoßen wurde. Mit unerträglicher Beharrlichkeit rief er den ersten zufällig des Weges Kommenden herbei, damit er seinen Gang unterbreche und ihm mit brüderlicher Hand über die Straße helfe, um ihn vor dem Verkehr zu schützen.

Die Straße war leer. Außer mir waren keine Fußgänger zu sehen - nur weiter entfernt ging ein blondes Mädchen über die Avenue und schien ihre Blicke auf mich zu richten. Ich ging zu dem Blinden hin und versetzte ihm mit einem Fußtritt gegen die Rückwand seines Rollstuhls einen solchen Stoß, daß er gleich quer über den ganzen Boulevard Edgar-Quinet hinüberschoß. Sein Gefährt prallte gegen die andere Bordsteinkante, und er wäre sicher durch den Aufprall vornüber gefallen, hätte er sich nicht mit der Gefaßtheit eines Blinden vorsichtig und fest an beide Armlehnen seines Rollstuhls geklammert. So aber blieb er würdevoll empört sitzen, steif und bewegungslos wie die Straßenlaterne neben ihm. Jetzt überquerte ich meinerseits den Boulevard und sah mir im Vorübergehen das Gesicht des Blinden an. Taub war er offensichtlich nicht, denn als er hörte, wie ich näherkam und mich an meinem Schritt erkannte, wurde seine aufrechte Haltung plötzlich unterwürfiger und paßte sich der durch seine physische Herabstufung erzwungenen Bescheidenheit an. Ich sah, wie die zitronengelbe Spinne der Feigheit über seinen abwesenden Blick kroch. Da begriff ich, daß, hätte ich diesen Blinden um Geld gebeten, er es mir trotz seines zweifellos furchtbaren Geizes überlassen hätte.   - (dali)

 

Rollstuhl Fahrer

 

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