ollenverteilung  Die geschlechtliche Attake ist die Urleistung des Mannes, die nur er auszuüben vermag und von der aus sich sein ganzes Wesen und seine ganze Stellung in der Welt gebildet und entwikelt hat. – Das Weib erwartet, verlangt sie, gibt sich ihr hin. Das ist seine Funkzion. Und warum soll in dieser äußerlich paßiven Rolle etwas Erniedrigendes liegen? Für diejenigen Frauen, die der Psichjater als natura frigida bezeichnet, mag es ja sein. Gut, so sollen sie es eben bleiben laßen. Aber für jedes, wahrhaft erotisch empfindende Weib liegt gerade ein unendlich feiner Reiz darin, den stärkeren Gegner im Liebeskampf anzureizen, zu versuchen und sich ihm dann in selbstvergeßnem Rausch zu schenken. Und sie wird im entscheidenden Augenblik durchaus nicht das Gefühl einer Niederlage haben – im Gegenteil, die Bejahung des Lebens ist immer ein Siegesgefühl. - Fanny Gräfin zu Reventlow, Viragines oder Hetären? (1899)

Rollenverteilung (2)  Die Rolle des Mannes besteht darin zu säen und davonzureiten; die Aufgabe der Frau ist die Empfängnis, und sie neigt dazu, das, was sie empfängt, zu liebkosen und sich einzuverleiben. Diese Aufgabe gereicht ihrem Körper zur Ehre, für ihren Geist ist sie jedoch ein Mühlstein. Ein Mann reitet davon, er ist ein Zeltbewohner, ein Araber mit seinem Pferd und den Ebenen, die ihn umgeben. Die Frau ist Bewohnerin einer Stadt, die von einer Mauer umgeben ist, eines Hauses, und sie hortet ihren Besitz, lebt mit ihm, läßt sich nicht von ihm trennen. - Nach (pat)

Rollenverteilung (3)  Wir traten ein. Im Vorraum stand dampfend über einem offenen Birkenholzfeuer der Milchkessel. Wir gingen weiter, durch eine schmale Tür in die eigentliche Wohnstube. Es standen Käse ringsum auf den Borten. Es war nur auf einer der zwei Pritschen ein Bett hergerichtet. Es war ein gutes Bett mit vielen bunt und großfigurig bemusterten Decken darüber. Das Kopfende wurde durch ein sehr massiges, mit weißem Linnen überzogenes Kissen bezeichnet. »Merk dir die Stellung«, sagte Haakon zu mir, »zum Fenster hin liegt sie mit dem Kopf.« Er stellte noch, wie mit großer Wichtigkeit, fest, daß die Mauern meterdick aus mit Mörtel verfugten Blöcken bestanden, die im Innern des Hauses verputzt waren. »Es wird kein Schrei hindurchdringen«, sagte er. Es war sehr warm in der Stube. Der Geruch darinnen war stark. Nach Käse, brenzlich von den abirrenden Schwaden des Feuers, nach dicksträhnigem Haupthaar eines Menschen. Wir schlichen vorsichtig wieder hinaus, legten uns in den Busch, verzehrten einige Butterbrote. Haakon gab mir Verhaltungsmaßregeln. »Du hast nur einen Griff zu tun, sie an den Schultern zu packen und niederzuhalten. Wenn dich ihre Hände belästigen, bezwinge sie daran. Hüte dich davor, daß sie dich nicht mit den Zahnen erreicht.« Ich erkannte sehr klar, was geschehen sollte. Wir würden die Nacht abwarten, wir würden eine Unvorbereitete in ihrem Bett überfallen. Haakon würde für sich eine Lust ernten, wie er sie mir schon beschrieben hatte. Mir kam, trotz der Klarheit der Vorstellung, nicht der Gedanke, daß wir wie niedrige Menschen handelten. Obgleich ich deutlich spürte, vom Herzen Haakons losgerissen zu sein, überwand mich der Jammer nicht. Auch an Flucht dachte ich nicht. Meine Lenden waren erregt. Es war eine Verwirrung in mir. Ich brachte ein Opfer, so deuchte mich, indem ich, was gegen mich war, guthieß. Und vermeinte, neue Rechte an Haakon damit erwerben zu können. Eine unnatürliche Fröhlichkeit saß so locker in mir, daß ich leise zu singen anfing.  - Hans Henny Jahnn, Perrudja. Frankfurt am Main 1966 (Fischer Taschenbuch 724)

Rollenverteilung (4) 

 

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