itt   Und los ging‘s in einem bedächtigen, sanften Trab, aber doch noch zu rasch für einen blutigen Anfänger, wie ich es war. Bald merkte ich, wie ich herunterrutschte, und das Tier merkte es ebenfalls und stand sogleich bockstill, bis ich wieder im Gleichgewicht war, und nun kam der Wärter heran.

»Wenn du den Halt verlierst«, sagte er, »nur ja nicht nach der Mähne fassen, das hat keinen Zweck. Die Mähne hat noch nie jemand vor dem Fallen bewahrt, ebensowenig wie ein Strohhalm vor dem Ertrinken. An die Seite mußt du dich klammern, mit Beinen und Füßen, bis du gelernt hast, dich im Gleichgewicht zu halten. So, und nun los; ich wette, wenn du zurückkommst, bist du bereits ein richtiger Reitersmann.«

Und so kam es auch. Ich befolgte seine Anweisungen, und das Pferd half mir, wo es nur konnte. Wie leicht ist doch das Reiten, wenn man einmal die Angst überwunden hat, für gesunde und geschmeidige Glieder! Das Tier merkte bald, daß sein Reiter das richtige Verhältnis zu ihm gewonnen hatte; es wandte den Kopf halb herum und gab eine Art Wiehern von sich, schleuderte etwas Schaum ab und setzte sich in Trab.

In weniger als zwei Stunden war ich rings um den Teufelsberg gekommen und befand mich auf dem Rückweg, die Straße entlang, schweißgebadet, aber jauchzend vor Freude. Auch das Pferd lachte auf seine pferdische Art, während es seine vierundzwanzig Kilometer die Stunde dahintrabte.

Oh, dieser Ritt, dieser erste Ritt! Damit fing für mich wahrhaft eine neue Zeit an; mit Wehmut denke ich noch jetzt daran zurück. Was man auch von der ersten Liebe sagen mag — sicher ein erfreuliches Ereignis —, nichts kommt dem Überschwang und Glücksgefühl eines ersten Rittes gleich, wie dem meinen auf dem gewaltigen Gaul.

Zwar hatte ich nachher einen bedenklichen Muskelkater und konnte eine ganze Woche lang kaum Hand und Fuß rühren, aber wennschon! Durch diesen einen Ritt war mir sozusagen die ganze Pferdewelt erschlossen worden.   -  George Borrow, Lavengro der Zigeuner-Gentleman (Zürich 1987, zuerst 1851)

Ritt (2) Mein Großvater pflegte zu sagen: »Das Leben ist erstaunlich kurz. Jetzt in der Erinnerung drängt es sich mir so zusammen, daß ich zum Beispiel kaum begreife, wie ein junger Mensch sich entschließen kann ins nächste Dorf zu reiten, ohne zu fürchten, daß — von unglücklichen Zufällen ganz abgesehen — schon die Zeit des gewöhnlichen, glücklich ablaufenden Lebens für einen solchen Ritt bei weitem nicht hinreicht.« - (kaf)

Ritt (3) Gegen halb vier sind wir schon nahe der Wüste, aus der die drei Pyramiden emporragen. Ich kann mich nicht länger halten und treibe mein Pferd an, das im vollen Galopp durch den Sumpf stampft. Maxime macht es mir zwei Minuten später gleich. Furioser Ritt. - Unwillkürlich stoße ich Schreie aus, einem Wirbelwind gleich geht es rauf bis zum Sphinx. Anfangs folgten uns noch die Araber, sie riefen: »Oh! oh! oh!« Er wurde immer größer und größer und erhob sich aus dem Boden gleich einem Hund, der sich aufrichtet.

Ausblick auf den Sphinx Abu-el-Hul (Vater des Schreckens). - Sand, Pyramiden und Sphinx, alles grau und in heftiges Rosa getaucht; der Himmel ist ganz blau; Adler kreisen langsam schwebend um die Spitzen der Pyramiden. Wir machen vor dem Sphinx halt, er blickt uns furchterregend an; Maxime ist ganz blaß; ich fürchte, mir dreht sich der Kopf, und versuche, meiner Erregung Herr zu werden. In wilder Jagd reiten wir wieder los und lassen uns, ganz von Sinnen, über die Steine davontragen.  - (orient)

Reittier Bewegung
Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe
Verwandte Begriffe
Synonyme