iesenwohnung
Die Behausungen der verheirateten Riesen sind oft Schuppen, die aus Schilf und
Lehm bestehen. Gleich am Eingang befindet sich die Küche, und man erkennt sie
an den Essensresten und dem Abfall: Drachenschuppen, Knochen und Kinnladen von
Panthern und Bären; Beine, Hände und Arme menschlicher Wesen, was für die Riesen
ungenießbare Überreste sind, da die kleinen Knochen zwischen den Zähnen und
im Gaumen stecken bleiben oder würgen würden wie Fischgräten. Gewöhnlich räumt
niemand die Küche auf, niemand fegt den Boden. Gewöhnlich gibt es dann einen
Abgrund, der als Hof dient, aber ganz abgeschlossen ist und in den man durch
ein großes Loch im Küchenboden gelangt. Dort hält man statt der Enten, Truthähne
und Hühner eine Zucht lebendiger Schlangen und Drachen, die scharren und pfeifen
und mit den Flügeln schlagen. Oft und sehr gern steigen Mann und Frau mit den
Kindern da hinunter, damit die Kinder dort spielen, den Schlangen nachlaufen
oder sich gegenseitig fangen. Außerdem legen die Schlangen Eier oder brüten
sie in ihrem Inneren aus, wenn sie ovovivipar sind, die Drachen legen größere
Eier mit höherem Phosphorgehalt; somit fehlt dem Familienglück gar nichts.
Die Riesin kann ein Ei verquirlen, wenn sie meint, dass die Rieslein ein wenig
blutarm sind, sie kann auch etwas Gift hineindrücken, das ja ein Kräftigungsmittel
ist. - Ermanno Cavazzoni, Das kleine Buch der Riesen. Berlin
2010
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