Riesensterben    Dann ist da der Riese Scardasso (Agost. IV II) von ehrbaren Ausmaßen, ein zahmer Riese, was die Typologie betrifft, der um jeden Preis in Rinaldos Diensten stehen will. Dieser Scardasso stirbt wie im Allgemeinen alle zahmen oder gezähmten Riesen (wie auch Morgante, der am Biss eines Krebsleins stirbt) an einem Nichts, einer Winzigkeit naeh den vielen entsetzlichen, gewaltigen Schlachten vor Paris. Offenbar handelt es sich um eine Typologie von Riesen, die an Leukozytenmangel leiden; er stirbt an einem winzigen, nicht gesäuberten, nicht desinfizierten Schnitt, seine Drüsen schwellen an, er legt sich ins Bett, bekommt Fieber, es gibt noch kein Penicillin, das Fieber steigt auf vierzig, auf fünfundvierzig, auf fünfzig (das sagt Agostini nicht, lässt sich aber ableiten), Delirium, sechzig Fieber, da hält er eine schöne, geistig sehr klare, lange Rede, worauf er stirbt. Er wird einbalsamiert, ein Zeichen dafür, dass wir in einer Epoche sind, in der man die Riesen schon als Seltenheit empfindet, wie das Walross, das wird nämlich auch einbalsamiert, so können es die Schulklassen auf ihren Ausflügen besichtigen.   - Ermanno Cavazzoni, Das kleine Buch der Riesen. Berlin 2010
 

Riese Sterben

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