iesenmaus Von oben, aus einer deutschen Kameraeinstellung, überlegt sich Webley Silvernail, ist auch dieses Labor ein Labyrinth, stimmt's oder nicht? Behavioristen suchen ihre Wege zwischen diesen Tischen und Konsolen wie Ratten und Mäuse. Ihre Verstärkung ist keine Futterpille, sondern ein geglücktes Experiment. Doch wer beobachtet sie von oben, wer registriert ihre Reaktionen? Wer hört diese kleinen Tiere in den Käfigen, wenn sie sich paaren, ihre Jungen säugen, sich durch die grauen Vierecke hindurch unterhalten oder, wie jetzt, zu singen beginnen ... Sie haben ihre Käfige sogar verlassen, sind zur Größe Webley Silvernails gewachsen (obwohl keiner vom Laborpersonal das zu bemerken scheint) und tanzen jetzt mit ihm durch die langen Gänge, vorbei an den metallenen Apparaturen, wahrend Conga-Trommeln und ein tropisches Orchester mit dem Rhythmus und der Melodie eines aktuellen Hits einfallen:
PAWLOWIEN
(BEGUINE)
Frühling war's in Pawlo-o-wi-en,
Ich irrte durchs
Labyrinth,
Lysol durchduftete die Luft,
Hier drinnen wehte kein Wind
...
Dann fand ich dich, verirrt wie mich,
Du schienst so furchtbar jung,
Wir tauschten Nasengrüße aus -
Mein Herz tat einen Sprung!
Gemeinsam fanden wir hinaus
Und teilten uns die
Belohnungen
Wie einen Abend in einem kleinen Café, -
Vor dem Abtransport
in unsere Wohnungen ...
Und schon ist es Herbst in Pawlo-o-wi-en,
Und
ich bin wieder allein ...
Meine Einsamkeit mißt in Millivolt
Durch Rückenmark
und Gebein.
Und ich denke an unser kleines Café
Und weiß deinen Namen
nicht -
Denn sie lassen dir nichts in Pawlo-o-wi-en
Als ein Labyrinth
ohne Licht...
Die Ratten und Mäuse tanzen in sich verschlingenden Ketten, formieren sich
zu Kreisen, schlagen ihre Schwänze rhythmisch nach innen und außen, um abwechselnd
Chrysanthemen- und Sonnenmuster zu zeichnen, und laufen schließlich zur Gestalt
einer einzigen Riesenmaus zusammen, als deren Auge ein strahlender Silvernail
posiert, die Arme zu einem V erhoben, mit dem er die letzte Note des Songs,
gemeinsam mit dem gigantischen Nagerchor und der Band, unterstützt. - Thomas Pynchon, Die Enden der Parabel. Reinbek bei
Hamburg 1981
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