Rieseninfantilismus    Wenn die Riesen auch prinzipiell unbeweibt sind, so schätzen sie die sexuelle Anziehungskraft doch nicht gering, denn sie zeigen sich empfänglich für die Schönheit junger Mädchen. Was sie mit den Mädchen anstellen, lässt sich aber nicht genau herausfinden.

Zum Beispiel hatten die fünf mordenden Riesen vom Malpruno-Tal ein Mädchen geraubt und in einer Höhle in Fesseln gelegt. Nach meiner Meinung, ohne sich über den Verwendungszweck im Klaren zu sein, auch nach der Meinung von Luigi Pulci, der nicht von abnormen Handlungen wider die Natur, Missverhältnissen in der Größe und mörderischen Zwängen spricht, sondern von einem grauen, kümmerlichen Leben, in dem weder das Schöne noch das Hässliche vorkommen. Später erfahren wir, dass die fünf mordenden Riesen eigentlich acht sind, außerdem Neger und Brüder, in einer Oase wohnhaft, und dem König von Bellamarina jedes Jahr ein Mädchen abverlangen. Sie könnten auch acht Mädchen fordern, aber sie verlangen nur eines, wahrscheinlich zum ungeteilten Gebrauch, wodurch sie ihre Unreife, ihre Unwissenheit, aber auch das Bedürfnis zeigen, sich selbst bei den intimsten Handlungen gegenseitig beizustehen. Wer glaubt, der Riese sei wollüstig, irrt sich. Das Fehlen einer säugenden Mutter und einer patrilinearen Familie und andererseits die Tatsache, dass sie eigentlich missglückte Saurier und Mohammedaner sind, bewirkt sicherlich einen Stillstand in der Entwicklung der Libido und führt zu jenem nichtssagenden Kumpelwesen, das sich dann in der Freude an Kraftausdrücken, Flegeleien und in sexuellen Prahlereien äußert; das heißt in einer effektiven, kaum verhohlenen Impotenz, das ist die Wahrheit. Da sie immer zu acht sind, wird gewährleistet, dass es nie zu einem richtigen Tete-ä-tete kommt. Die Riesen sind egozentrische Wesen und unerfahren wie Kinder. - Ermanno Cavazzoni, Das kleine Buch der Riesen. Berlin 2010

Riesenpsychologie Infantilismus

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