evierkampf
Der Hamburger starrte auf ein Stück Wand, an dem ein Bild hing.
«Sinnig, daß er da ein Bild vom Boxeraufstand drübergehängt hat, nicht?»
«Über was?»
«Na, über das Blut, das da an die Wand gespritzt ist.»
«Blut? Welches Blut?»
« Blut, und ein bißchen Hirn wohl auch. Vor drei Wochen ist hier eines
Abends die israelische Mafia vorgefahren und hat den ganzen chinesischen
Heroinhandel auf einen Schlag unterbunden. Aber nicht ganz so, wie es
sich das Rauschgiftdezernat vorgestellt hat. Dafür sieht es hier doch
wieder recht manierlich aus, nicht?»
«Sehr manierlich. Und die Küche ist ausgezeichnet.»
«Ja, Mr. Lee hatte die beste kantonesische Küche in Amsterdam.»
«Hatte? Saß er auch mit am Tisch?»
«Ihn hat die Polizei am nächsten Tag aus der Amstel gefischt, mit seinem
großen Zeh im Mund. Aber das Restaurant hat nur drei Tage zugehabt. Und
am Tag, als es wieder aufmachte, wurden drei Israelis mit
durchgeschnittener Kehle in den Müllcontainern aus dem Hilton entdeckt.
Jeder mit seinem Schwanz im Mund. Für Anthropologen ist Amsterdam ein
interessantes Pflaster. Pech für die Chinesen, daß einer der Israelis
vom Shin-Bet war, ihrem Geheimdienst. Seitdem ist es sehr ruhig in
diesem Restaurant.» - Jörg Fauser, Der Schneemann. Reinbek bei Hamburg 1989
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