Rettich  Der Rettich ist mehr warm als kalt. Hat man ihn ausgegraben, so lege man ihn zwei oder drei Tage lang unter die Erde an einen feuchten Platz, so daß seine Frische gemildert wird, dadurch wird er genießbarer. Er reinigt das Gehirn und mindert die schlechten Säfte der Eingeweide. Denn ißt ein starker und dicker Mensch Rettiche, so heilt ihn dies und reinigt ihn innerlich; einem Kranken aber und Trockenen schadet er. Will aber ein Leidender trotzdem Rettiche essen, so trockne er sie zuvor auf einem heißen Steine aus, zerstoße sie zu Pulver und gebe helles oder geröstetes Salz dazu. Auch etwas Fenchelsamen mische man darein und nehme dies mit Brot. Auf diese Weise säubert der Rettich die inneren Fäulnisstoffe und kräftigt den Leidenden. Wer sehr viel wässerige Feuchtigkeit im Geblüte hat, pulverisiere den Rettich, koche Honig und Wein, mische das Rettichpulver dazu und nehme nüchtern oder nach dem Frühstücke den mäßig abgekühlten Trank. Das Pulver wird den Leidenden von der schädlichen Feuchtigkeit reinigen, während ihn der Honig vor zu starkem Austrocknen bewahrt. Was man nach dem Rettichgenusse fühlt und tut, das kommt davon, daß der Rettich die schlechten Säfte und den Gestank aus dem Menschen vertreibt. Wer ihn ißt, nehme hernach »galgan«, wodurch der übelriechende Atem, beseitigt wird und der Mensch keinen Schaden erleidet.  - (bin)

Rettich (2)  „Nehmen Sie sich in acht", sprach der Goldschmied gelassen und sonderbar lächelnd, „nehmen Sie sich in acht, Tusmann, Sie haben es hier mit kuriosen Leuten zu tun."

Aber in dem Augenblick grinzte, statt des Goldschmieds, ein abscheuliches Fuchsgesicht den Geheimen Kanzleisekretär an, der, von dem tiefsten Entsetzen erfaßt, zurücksank in den Sessel.

Der Alte schien sich über des Goldschmieds Verwandlung weiter gar nicht zu verwundern, vielmehr hatte er auf einmal sein mürrisches Wesen ganz verloren, und rief lachend: „Sehen Sie doch, welch hübscher Spaß;-aber das sind brotlose Künste da weiß ich Besseres, und vermag Dinge, die dir stets zu hoch, geblieben sind, Leonhard."

„Laß doch sehen", sprach der Goldschmied, der nun wieder sein menschliches Gesicht angenommen, sich ruhig an den Tisch setzend, „laß doch sehen, was du kannst."

Der Alte holte einen großen schwarzen Rettich aus der Tasche, putzte und schälte ihn mit einem kleinen Messer, das er ebenfalls hervorgezogen, sauber ab, zerschnitt ihn in dünne Scheiben, und legte diese auf den Tisch.

Aber sowie er mit geballter Faust auf eine Rettichscheibe schlug, sprang klappernd ein schön ausgeprägtes flimmerndes Goldstück hervor, das er faßte, und dem Goldschmied zuwarf. Doch, sowie dieser das Goldstück auffing, zerstäubte es in tausend knisternde Funken. Das schien den Alten zu ärgern, immer rascher und stärker prägte er die Rettichscheiben aus, immer prasselnder zersprangen sie in des Goldschmieds Hand.  - E. T. A. Hoffmann, Die Brautwahl (Serapionsbrüder)

 

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