estauration  Die berühmte Schauspielerin Raucourt, die in ihrer Jugend ein lustiges Leben führte, aber in den letzten Jahren fromm wurde und sich in der Pfarre Saint-Roch durch ihre Wohltätigkeit Ansehen verschaffte, stirbt an einer plötzlichen Krankheit und verlangt in ihrer letzten Stunde nach einem Priester. Der Pfarrer von Saint-Roch, der aus ihren Händen so manches Scherflein für die Armen entgegengenommen hat, verweigert ihr den geistlichen Beistand. Er nimmt den Standpunkt ein, daß das Gesetz aus der Zeit der Monarchie, laut dem alle Komödianten exkommuniziert sind, mit der Rückkehr des Königs wieder in Kraft getreten sei. Fräulein Raucourt ist also aus der Kirche ausgeschlossen und hat keinen Anspruch auf ihren Beistand. Ihre Leiche kann daher auch nicht in der Kirche eingesegnet werden. Die Entscheidung des gesinnungstüchtigen Pfarrers, der übrigens auf eigene Faust handelt, wird schnell bekannt. Sogleich sammelt sich eine Menge an, die verhindert, daß der Sarg mit der Verstorbenen unmittelbar zum Friedhof gebracht wird. Rings um den Leichenwagen findet sich nach und nach das ganze Stadtviertel zusammen, mehr als sechstausend aufgebrachte Pariser drängen sich in der schmalen Rue Saint-Honoré und brüllen: »Nieder mit den Pfaffen! Die Pfaffen an die Laterne!«  - Friedrich Sieburg, Napoleon. Die Hundert Tage. München u. Zürich 1966 (zuerst 1956)
 
 

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