esistenz   »Uff! Da oben! - Diese Kakerlaken legen ihre Eier schneller als normal, das schwöre ich!« Er wischte sich mit dem nackten Unterarm die Lippen ab.

»Auf w-welchem Stock sind Sie denn heute?« »Fünfundachtzig, sechsundachtzig. Wir liegen gut in der Zeit und werden's schaffen, aber Mannomann! Mieter sind ja jetzt keine mehr da oben, nur noch die Kakerlaken und wir. Haha!«

Mr. Clark wußte, daß die Penthäuser für fast eine Woche evakuiert worden waren; den Swimmingpool hatte man halbvoll gelassen, aber das Wasser vergiftet, denn viele Kakerlaken kamen dorthin zum Trinken. Als hätten Sidney Clarks Gedanken ihm das Stichwort gegeben, sagte der Pest-ExMann:

 »Den Pool behalten wir im Auge, da schwimmen täglich ein paar tausend tote Viecher drauf, die wir dann absaugen, aber wir haben auch schon ein paar von diesen ganz großen Kakerlaken gesehen, die sind einfach da hinuntergekrochen haben getrunken und sind wieder weggegangen. Waren Sie schon mal da oben?«

»Nein«, sagte Mr. Clark. War das ein Traum? Aber er sah deutlich den prallen Schenkel des Kammerjägers auf einer Schreibtischkante und wünschte, der Mann hätte sich dort nicht niedergelassen. »Aber Sie müssen doch mal irgendwo Erfolg haben. Sie sagen doch, daß Sie so viele tote Kakerlaken wegschaffen.« Mr. Clark ging zur Bürotür, um deutlich zu machen, daß er wieder an die Rezeption müsse.

»Klar, aber die da oben sind meist größer, und sie sterben nicht so schnell, das ist das Interessante. Und sie vermehren sich schneller. Das tun Ratten nämlich auch nach einer Bekämpfungsaktion, um ihre Bevölkerungslücken wieder aufzufüllen. Wußten Sie das? «    - Patricia Highsmith, Geschichten von natürlichen und unnatürlichen Katastrophen. Zürich  1990