Reproduktion    Zuerst setzte ich die Empfangs- und Projektionsgeräte für Sonderaufnahmen in Betrieb. Ich brachte In ihren Bereich Blumen, Blätter, Fliegen, Frösche.

Mit innerer Bewegung sah ich sie erscheinen: reproduziert, sich selber gleich.

Dann beging ich die Unvorsichtigkeit: ich brachte die linke Hand vor den Empfänger; ich drehte den Projektor auf, und die Hand erschien, nur die Hand, die genau dieselben lässigen Gebärden beschrieb wie im Augenblick der Aufzeichnung. Jetzt ist sie wie irgendein anderer Gegenstand oder fast wie ein Tier unter all dem, was es im Museum gibt.

Ich lasse den Projektor laufen; ich lasse die Hand nicht verschwinden; ihr Anblick ist eher merkwürdig als unangenehm.

Diese Hand wäre in einer Erzählung für den Helden eine furchtbare Drohung. In 'Wirklichkeit aber: was kann sie Schlimmes anrichten?

Die pflanzlichen Sender - Blätter, Blumen - sterben nach Ablauf von fünf bis sechs Stunden; die Frösche nach fünfzehn. Die Kopien überleben, unzerstörbar.

Ich kann nicht die echten von den künstlichen Fliegen unterscheiden. Den Blumen und Blättern hat vielleicht nur das Wasser gefehlt. Den Fröschen gab ich nichts zu fressen; auch haben sie wohl unter der Verpflanzung in ein anderes Milieu gelitten. Was die Symptome der Einwirkung auf meine Hand angeht, bin ich geneigt zu glauben, daß sie von meinen Ängsten vor der Maschine herrühren, nicht aber aus ihr selber kommen. Ich empfinde ein ständiges, aber schwaches Brennen. Die Haut ist an ein paar Stellen abgeblättert. Heute nacht war ich unruhig. Ich fühlte entsetzliche Veränderungen meiner Hand voraus. Mir träumte, ich schabte sie mit dem Fingernagel und zerpflückte sie dabei mühelos. Wahrscheinlich habe ich sie mir da auch aufgescheuert.    - Adolfo Bioy Casares, Morels Erfindung. München 1965 (zuerst 1940)

Produktion

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