eliquienhändler
Nach seinem Tod ruhte der Leichnam
Thomas' von Aquin mehrere Jahre frisch, unverwest und wohlriechend im Kloster
Fossanuova, bis ihn Papst Urban V. 1368 nach Toulouse überführen ließ. Die Dominikaner
von Paris erhielten einen Arm, und für die Ordensbrüder
von Neapel trennte man eine Hand ab. Sie wurde in San
Severino aufbewahrt, wohin nach Jahrzehnten ein Reliquienhändler kam. Als man
ihm die Hand zeigte, äußerte er sich ungebührlich darüber, und augenblicklich
befiel ihn ein Zittern am ganzen Leib. Sein Kopf dünkte ihn dick und schwer
wie ein Faß. Da erkannte er seine Sünde, fiel auf die Knie und bereute. Sogleich
verschwand das Übel. Beim Weggehen nahm er einen so starken Wohlgeruch mit sich,
daß alle sich wunderten.
- Albert Christian Sellner, Immerwährender
Heiligenkalender. Frankfurt am Main 1993
Reliquienhändler
(2) Am meisten wurde der Dichter
von seiner Passion durch den Absatz heil, den seine Haare bei den Damen fanden.
Da er voraussah, daß seine Verehrerinnen nach einer Reliquie von ihm so laufen
würden als das Volk nach dem Lappen eines Gehenkten, wiewohl jene für das Bezau-bern,
und dieses gegen dasselbe: so hatt' er absichtlich seine Haar-Schur dem Bade
aufgehoben und daher seinem Bedienten verstattet, sie anzukündigen und mit seiner
Pegasus-Mähne einen kleinen Schnitthandel anzulegen. In der Tat schlug die Spekulation
mit dem Flor von seinen Haarzwiebeln so gut ein als der holländische mit Blumenzwiebeln;
ja eine Gräfin wollte den ganzen Artikel allein an sich bringen zu einer adeligen
und genialen Perücke, so versessen war alles auf die Geburten seines fruchtbaren
Kopfes, es mochten Gefühle oder Locken sein. - (
katz
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