eligion,
komfortable
»Trotz allen Vorsichtsmaßnahmen meines Vaters enthüllte mir mein Firmpate
João Melquiades Ferreira, der Sänger von Borborema, die Geschichte vom Stein
des Reiches: die Enthauptungen, den Zauberwein, die Bräute, die mein Urgroßvater
in der Brautnacht und vor den Ehemännern ›dispensiert‹ hatte, und so weiter.
Ich erkannte, daß mein Urgroßvater König, aber auch Prophet eines Katholizismus
gewesen war, den Pereira da Costa einen besonderem Sertão-Katholizismus nannte.
Ich sah auch, daß dies der Katholizismus war, der mir behagte, weil mir diese
Religion erlaubte, gleichzeitig König und heiliger Prophet zu sein, so viele
Frauen zu besitzen, wie ich konnte, an allen Wochentagen so viel Fleisch zu
essen, wie mir beliebte, und so viel Wein zu trinken, wie ich lustig wäre, auch
den geheiligten Wein vom Stein des Reiches, der uns den Schatz zeigte, bevor
er entdeckt und entzaubert worden war. Kurz gesagt, es war eine Religion, die
meine Seele rettete und mir gleichzeitig erlaubte, mein gutes Essen und Trinken
und mein gutes Huren beizubehalten, lauter Dinge, mit denen ich mir die Vision
vom Jaguar und von der Asche vom Leibe halten konnte. Zur gleichen Zeit bekam
ich durch Zufall von den ›Schriften‹ Kenntnis, die der Prophet und heilige Sertão-Pilger,
der Regent des Imperiums vom Schönen Berge von Canudos, der hl. Antonius Conselheiro
hinterlassen hatte. In die Astrologie hatte mich schon mein Vater eingeweiht,
der als Redakteur des ›Almanachs von Cariri‹ Meister in den Geheimnissen des
Tarockspiels und Be sitzer des Schlüssels zur Kabbala war. Sobald mir diese
Dinge bekannt wurden, verschmolz ich diese verstreuten Elemente zu einem einzigen
Feuer und entdeckte sogleich, daß sich die neue, von mir begründete Religion,
der Sertão-Katholizismus, in vollständiger Harmonie mit meinem Lebensprogramm
befand, das wie immer von Samuel und Clemens beeinflußt war. Als Katholizismus
war es eine recht monarchistische Religion, kreuzfahrend und iberisch, um Samuel
zufriedenzustellen; als Sertão-Religion war sie hinreichend volkstümlich und
neger-tapuiahaft, um Clemens Sympathie einzuflößen. Abschließend kann ich also
Ew. Ehren erklären, daß mir diese Ereignisse zu meiner gegenwärtigen Stellung
als Prophet der katholischen Sertão-Kirche und Fürst von Geblüt des Sertão-Throns
von Brasilien verhelfen haben.«
»Ich verstehe«, meinte der Richter. - (stein)
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