eiz ist 1882 im Brockhaus noch kein eigenes Stichwort, das Lexikon führt nur Friedrich Wolfgang Reiz als »Begründer einer grammatisch-philol. Schule« auf. Der Artikel »Reizbarkeit« findet sich hingegen als den «lebenden Körpern eigenthümliche Fähigkeit, durch mechanische (Druck), dynamische (Elektricität, Temperaturwechsel) und chem. Einflüsse in Thätigkeit versetzt zu werden«. Als pathologische Reizbarkeit wird »eine gewisse Schwäche oder Empfindlichkeit der Organe« verstanden, «infolge deren die letztem leichter zu Erkrankungen neigen; so führt die Reizbarkeit der Lungen leicht zu entzündlichen Affektionen derselben, die Reizbarkeit des Darms zu Durchfall u.dgl. »Waren früher lediglich die Organe reizbar, so ist mittlerweile der ganze Mensch »anfällig« geworden. Das «nervöse« Modell zur Erklärung von Krankheiten um die Jahrhundertwende wurde im 20. Jahrhundert abgelöst durch eine immunologische Kampf- und Abwehrmetaphorik rund um den Körper, in dem Reize durchaus wieder eine Rolle spielen: »Sind sie zu stark, bist Du zu schwach.«

Im Brockhaus ist 1892 der Reiz schon auf dem Weg, seinen Platz im Wechselspiel der Kräfte einzunehmen. Hier bedeutet Reiz »in der Physiologie jede Einwirkung, die bei Lebewesen oder Teilen derselben eine Umsetzung von Spannkraft, auf deren Vorhandensein die Reizbarkeit beruht, in lebendige Kraft hervorruft«. - (lex)

Reiz (2)   Man kann Reitz oder Thätigkeit durch bloße Veränderung der Kettenglieder hervorbringen. Alles ist Glied einer Kette. Jedes neue Glied veranlaßt Repraesentationen in den ändern Gliedern - dadurch Thätigkeit - Freylich nicht jedes ohne Unterschied den erforderlichen Grad von Reitz oder Thätigkeit.

Der Galvanismus erklärt unendlich viel in der animalischen Oeconomie. z.B. die Lehre von Stockungen, Ausleerungen -doppelter Reitzbarkeit.

Eine Bemerckung ist mir hier wichtig gewesen - das Verfahren der Seele um Empfindungen hervorzubringen. Sie scheint dies blos durch Associationen zu thun. Wollen die gewöhnlichen Associationen nichts verschlagen, so helfen ungewöhnliche As-s[ociationen] - z.B. bey Erregung der Geschlechtstheile.

Bey der Gedankenbildung scheinen mir alleTheile des Körpers mitzuwircken. Sie scheinen ebenfalls Resultate von Action und Kette - und daher die nothwendige Einwirckung veränderter Gedankenzüge, fremden Zuspruchs- treffender Kernsprüche - plötzlicher Einfälle, auf den Zustand des Körpers. Die Seele strebt auch im Zustande der Angst und Perturbation nach dem Neuen - oft nach dem Alten - kurz nach Etwas Ändern. Auch ein Schreck kann so vortheilhaft wircken.  - Novalis, Fragmente und Studien

Wahrnehmung, sinnliche
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