egentropfen  Ich weiß nicht, sieh nur, schrecklich wie es regnet. Es regnet die ganze Zeit, draußen dicht und grau, auf den Balkon hier mit großen prallen harten Tropfen, die platsch machen und wie Ohrfeigen der Reihe nach aufklatschen, ekelhaft. Jetzt erscheint oben am Fensterrahmen ein Tröpfchen, das schaudert und schaudert gegen den Himmel, der es in tausend matten Lichtern bricht, taumelig schwillt es an, wird gleich fallen und fallt nicht, noch nicht. Es krallt sich mit sämtlichen Nägeln fest, will nicht fallen, und man sieht, wie es sich mit den Zähnen festbeißt, während sein Bäuchlein wächst, und schon ist das Tröpfchen ein fetter Tropf, der da aufgeblasen hängt, und im Nu putsch ist er fort, platsch, zerstoben, ein Nichts, ein schleimiger Fleck auf dem Marmor.

Es gibt aber welche, die Selbstmord machen und gar nicht erst widerstehen, sie sprießen ohne Unterlaß am Fensterrahmen und stürzen sich von dort herab; fast vermeine ich zu sehen, wie sich ihre Beinchen in der Bewegung des Sprungs abstoßen, den Schrei zu hören, der sie wie ein Rausch überkommt in jenem Nichts aus Fall und Vernichtung. Traurige Tropfen, runde unschuldige Tropfen. Lebt wohl, Tropfen. Lebet wohl. - Julio Cortázar, nach  (cron)

Regentropfen ⁽²⁾   Gerade an solch windigen frühen Dezembernachmittagen, wenn die Dunkelheit einsetzt, bevor die Leute sich auf ihren Tee vorbereiten, wird auch der symbolische Grundgehalt von Regen am stärksten fühlbar. Damit sie auch in ihrer wcsensmäßigcn Besonderheit erkannt würden, durften diese wirbelnden grauen Regenböen, die schräg über die dunkelnden Hügel stoben, nicht in einem stetigen, tropischen Niederprasseln fallen. Regenfluten zerstören Eigenart und Bedeutung von Regen. Tropfen müssen es sein, viele, viele Tropfen; eine Unendlichkeit von Tropfen, wenn Sie wollen, aber dennoch zahllose einzelne Tropfen, grau, braun oder weißlich-grau, damit sie Regengeruch, Rcgcngeschmack und Regcngeheimnis behielten, die Regen von gewöhnlichem Wasser unterscheiden.   - (cowp)