edensarten womit die Deutschen die Trunkenheit einer Person andeuten

Allen Hochwürdigsten, Hochgebornen Hochwürdigen, Hochwohlgebornen Wohlwürdigen, Wohlgebornen Ehrwürdigen, Hochedelgebornen, wie auch allen Großachtbaren, Wohledeln und Wohlehrenfesten launigen

ROTEN NASEN

namentlich also und schlechterdings ausgeschlossen alle diejenigen, die hier und da an Haubenstöcken oder Haubenstöckenähnlichen Köpfen sitzen, eignet diesen Beitrag in Untertänigkeit zu der Sammler

Hochdeutsche:
Er spürt den Wein.
Er hat einen Schuß.
Er ist angeschossen.
Er hat einen Hieb.
Er hat einen Strich.
Er hat einen Jesuiter.
Er hat etwas zuviel.
Er ist besoffen.
Er ist benebelt.
Er hat einen Heiligenschein.
Er hat einen Rausch.
Er ist begeistert.
Er ist voll.
Er hat etwas im Kopf.
Er hat genug.
Er hat einen Haarbeutel.
Er hat ein Glas zu viel getrunken.
Er hat zu tief ins Glas geguckt.
Er ist illuminiert.
Er taumelt.
Die Zunge ist ihm schwer.
Er kann die Zunge nicht mehr heben.
Er kann auf keinem Bein mehr stehen.
Er ist berauscht.
Er ist betrunken.
Er ist dabeigewesen.
Er ist fertig.
Er ist hin.
Er ist weg.
Er ist selig.
Er sieht den Himmel für eine Baßgeige an.
Er sieht die Buchstaben doppelt.
Er ist himmelhageldick.
Er hält einen Kalenberger Bauern für eine Erdbeere.

[Fußnote]Aus Gründen, die hier unmöglich auseinandergesetzt werden können, erhellt, daß ein Kalenberger Bauer, oder vielmehr sein roter Kittel, der hier allein in Betracht kommt, ungefähr 80 Fuß entfernt sein muß, um von einem Betrunkenen für eine Erdbeere, die nur einen Fuß entfernt wäre, gehalten zu werden.

Der Kopf ist ihm schwer.
Er hat trübe Augen.
Er ist im Oberstübchen nicht richtig.
Er hat Glasaugen.
Er wackelt.
Er hat etwas im Dache.
Er ist toll und voll.
Er hat seine Ladung.
Er war an einem guten Ort.
Er ist geliefert.
Er ist gedeckt.
Er sieht zwei Sonnen.
Er ist pudelhageldick.
Er geht, als wenn alle Häuser sein gehörten.
Er ist ganz weg.
Er segelt mit vollen Segeln.
Er hat sich an Laden gelegt.
Er ist pudeldick.
Er hat seinen Talis.
Er hat seinen Teil.
Er kann nicht mehr über den Bart spucken.
Er macht einen pas frisé.
Er ist dick.
Er hat des Guten zu viel getan.
Er hat pokuliert.
Er schwebt.
Er kreuzt.
Er hat satt.
Er sah Schleifkannen am Himmel.
Er ist so voll, daß er es mit den Fingern im Halse fühlen kann.
Er kann keine Ecke vorbeikommen.
Er hat einen Bart gemacht.
Er geht einen M Strich (il fait des SS).
Er ist gut gesegnet.
Er hat schief geladen.
Er hat sich schwarz gemacht.
Es spuckt ihm im Giebel.
Er laviert.
Er hat etwas im Krükel.
Er ist katzendick.
Er hat sich bespült.
Er hat geschnappt.
Er hat sich was bene getan.
Er hat sich gut vorgesehen.
Er hat einen Tummel.
Er kann kaum lallen.
Er hat Moses' Zunge.
Er ist herumgeführt.
Er ist unter dem Tische.
Er sieht eine Turmspitze für einen Zahnstocher an.
Er hat sich besäbelt.
Er hat sich die Nase begossen.
Er hat sich begabet.
Er kann nicht mehr lallen.
Er hat sich etwas zu Gemüte geführt.
Er ist à tout.
Er hat sich betudelt.
Er hat einen Schnurren.
Er hat einen Ditto.
Er hat runde Füße.
Er hat zu viel übergebeugt.
Er ist sternblind dick.
Er riecht nach der Fuselbulle.
Die Zunge ist ihm gelähmt.
Man hat ihn begraben.
Er ist blindhagelvoll.
Er ist so voll wie ein Dudelsack.
Er sieht aus wie ein gestochen Kalb.
Er sieht aus wie eine Ente, wenn's Wetter leuchtet.

Plattdeutsche:

He hat veel unter de Nase gegoten.
He is fette.
He is to lange up der Dößke wesen.
He is knüppeldicke.
He is so dik as en Täck.
He hefft to veele püchelt.
He is to lange under den Wacholderbaume wesen.
He is snerrt.
He hat sich todecket
He hat wat in de Krone.
He hat wat im Timpen.
He is ähmig.
He hefft de Planken to leev.
He hefft to veele sipsölket.
He het wat im Sticksel.
He geht up den Knobben na Hus.
He kann keen Küken nöhmen.
He is so dicke as en Beest.
He hefft de Jacke voll.
He hat wat im Knaupe.
He hefft to veele knipset.
He kükt uf fif Augen.
He hefft den Tecken dicke.
He is en Swinigel.
He hett flammet.
He hefft den Pigel dicke.
He is so dicke as en Pedde.
He is so dicke as en Swin.
He hat den Boden sehen.
He is bemüselt.
He hat in kenen Rauk anbetet.
He grallögt.
He is duhn.
He is carthövven.
He is so dicke as en Schindertieve.
He swimslaget.
He is karthaunendick.
He hat sick wat int Auge wisket.
He hette qualmet.
He is half sieven.
He hefft to veele pullet.
He is so stramm as en Trummel.
He is jöhlig.
He is döfft.
He is dull und vull.
He is en Suput.
He is en Supkumpan.
He hett sick bepumpelt.
He hett en Rummel.
He sweckt.
He het sick begigelt.
He het sick den Ars begoten.
He hett to deep int Glas keken.
He hett to veel nipt.
De Wün is em in Capitolium stegen.

Redensarten (2)  Die Dummheit hat solche infernalischen Redensarten unter den Menschen verbreitet:

Wer hätte das gedacht; Ich hätte nie und nimmer gedacht; Darauf habe ich gar nicht geachtet; Ich wußte nicht; Schon gut; Macht nichts; Das läßt mich kalt; Morgen ist auch ein Tag; Eile mit Weile; Alles zu seiner Zeit; Darauf habe ich gar nicht geachtet; Ich weiß, was ich will; Ich lasse mich nicht für dumm verkaufen; Hör' mir doch auf; Es wird mich schon nicht umbringen; Nimm's nicht so tragisch; Du mußt nicht alles glauben; Koste, was es wolle; Das gibt's doch gar nicht; Jedem das Seine; Der Herrgott wird's richten; Kommt Zeit, kommt Rat; Wenn Gott eine Tür zumacht, macht er die andere wieder auf; Das Maß ist voll; Was geht dich das an; Ich meine; Das gibt's doch gar nicht; Schluß jetzt; Ich kann nicht mehr; Die Zeit wird's lehren; Davon wird die Welt nicht untergehen; Man stirbt nur einmal; Was bildest du dir ein; Ganz bestimmt; Ich sage, was ich will; Wir sitzen in einem Boot; Ich kenne meine Pappenheimer; Das ist meine Angelegenheit; Wir werden sehen; Man sagt, daß. Und ›Aber‹ und ›Vielleicht‹. Und der Leitspruch dieser Dickköpfe lautet: ›Es kommt, wies kommt!‹ - Francisco de Quevedo, nach: Matthijs van Boxsel, Enzyklopädie der Dummheit. Berlin 2001

Redensarten (3)

DIE BALLADE VON DEN ALLGEMEINEN REDENSARTEN

Ein Fisch, der oben schwimmt, riecht nicht mehr frisch,
und ist das Weib im Bett kein Marmelstein,
(von Kuckuckseiern weiß kein Nest sich rein)
wird auch der Mann zufrieden sein am Tisch.
Die gute Zeit vergißt man in der schlechten,
ein Baum, der Gummi schwitzt, ist wurzelkrank,
in jedem Haufen gibt es nicht »Die drei Gerechten«,
und auch die Spötter sitzen oft nicht auf der gleichen Bank.
Ich kenne alles, bis auf Punkt und Strich,
ich kenn nur einen nicht, und der bin ich.

An einer Hose seh ich, wo ihr Träger war,
und m die Kutte paßt ein Pfaffe nur hinein,
ob sie noch Jungfrau ist, wird erst nachdem uns offenbar,
und wie der Diener, also muß der Herr beschaffen sein.
Nicht hinter jedem Schleier waltet Frömmigkeit,
und wer vom Henker schwätzt, fühlt auch das Eisen schon.
Oft kommen Hurensöhne ganz legal zum Thron,
und wer die Mutter freit, dem klagt die Tochter bald ihr Leid.
Ich kenne alles, bis auf Punkt und Strich,
ich kenn nur einen nicht, und der bin ich.

Nicht Dornen immer, auch die Rosen stechen,
viereckig kann der Wagen sein, doch nie ein Rad,
der Schleicher wird mit Gott noch leiser sprechen,
die Flügel hat der Wind und nicht das Blatt,
Ich kenn den Geizhals schon am Gang,
er macht nur kleine, vorsichtige Schritte,
Verschwender leben überall im Überschwang,
und wer betrunken ist, kennt keine Mitte.
Ich kenne alles, bis auf Punkt und Strich,
ich kenn nur einen nicht, und der bin ich.

 - Aus: Die lasterhaften Balladen des François Villon. Nachdichtung von Paul Zech. München 1962 (dtv 43, zuerst ca. 1460)

 

Sprichwort

 

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Verwandte Begriffe
SottisierGemeinplatz
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