attenkönig  Er war ungeheuer groß wie ein Mastochs und saß auf einem goldenen Wagen und hatte eine goldene Krone auf dem Haupte und hielt ein goldenes Scepter in der Hand, und neben ihm saß seine Königin und hatte auch eine goldene Krone auf und war so fett, das sie glänzte; und sie hatten ihre langen kahlen Schwänze hinter sich zusammenverschlungen und spielten damit, denn ihnen war sehr wohlig zu Muthe. Und diese Schwänze waren das Allerscheußlichste, was man da sah; aber der König und die Königin waren auch scheußlich genug. Und der Wagen, worin sie saßen, ward von sechs magern Wölfen gezogen, die mit den Zähnen fletschten, und zwei lange Kater standen als Heiducken hinten auf und hielten brennende Fackeln und miaueten entsetzlich. Dem Rattenkönig und der Rattenkönigin war aber vor ihnen nicht bange: sie schienen hier zu gewaltige Herren und Könige über alle zu seyn. Es gingen auch zwölf geschwinde Trommelschläger dem Wagen voran und trommelten. Das waren Hasen: die müssen die Trommel schlagen und andern Muth machen, weil sie selbst keinen haben. - Ernst Moritz Arndt, Märchen aus dem Norden. Frankfurt am Main 1990 (Die Andere Bibliothek 61, zuerst 1818)

Rattenkönig (2)  Ich kann den Tabaksqualm nicht vertragen, und ich merkte, daß in einer deutschen Revolution die Rolle eines Großsprechers in der Weise Börnes & Konsorten nicht für mich paßte. Ich merkte überhaupt, daß die deutsche Tribunalkarriere nicht eben mit Rosen, und am allerwenigsten mit reinlichen Rosen bedeckt. So z. B. mußt Du allen diesen Zuhörern, »lieben Brüdern und Gevattern« recht derb die Hand drücken. Es ist vielleicht metaphorisch gemeint, wenn Börne behauptet: im Fall ihm ein König die Hand gedrückt, würde er sie nachher ins Feuer halten, um sie zu reinigen; es ist aber durchaus nicht bildlich, sondern ganz buchstäblich gemeint, daß ich, wenn mir das Volk die Hand gedrückt, sie nachher waschen werde.

Man muß in wirklichen Revolutionszeiten das Volk mit eignen Augen gesehen, mit eigner Nase gerochen haben, man muß mit eignen Ohren anhören, wie dieser souveräne Rattenkönig sich ausspricht, um zu begreifen, was Mirabeau andeuten will mit den Worten:

 »Man macht keine Revolution mit Lavendelöl.«  - Heinrich Heine, Ludwig Börne

König Ratte Unentwirrbakeit

 

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