allentando
Van Meter mußte sich immer wieder zwingen, langsamer zu spielen,
und das galt auch und besonders für den Schlagzeuger, dessen glänzende Augen,
feuchte Lippen und häufige Gänge zur Herrentoilette
den Verdacht nahelegten, daß es sich hier um einen gelinde gesagt ungeduldigen
Menschen handelte, und der gelegentlich in ein ohrenbetäubendes, egoistischexpressives
Solo ausbrach und dabei unverzagt «All rigkti» und «Party Time!» rief. Trotz
seines Enthusiasmus wurde der Beat im Lauf des Abends eher müder. Es lief auf
ein Rallentando bis zum frühen Morgen hinaus. Van Meter hatte auf Valium-Parties
gespielt, bei denen ein Haufen Rocker und ihre Bräute zusammenkamen, Downer
warfen und einnickten, und das war dann die Party, doch im Vergleich zu diesem
Gig waren das Abende voller Lebenslust und Ausgelassenheit gewesen. Schließlich
war es soweit, daß zwei-unddreißig Takte einen ganzen Set füllten. Die Aktivität
auf der Tanzfläche war von Anfang an rudimentär und kam gegen Ende fast völlig
zum Erliegen, und die Gespräche wurden immer unverständlicher, jedenfalls für
die wenigen Außenstehenden, die sich hierher verirrt hatten, Touristen, die
sich auf Landstraßen zweiter und dritter Ordnung gewagt hatten und nur eine
schwache Ahnung hatten, wie weitab von jeder Autobahn sie gelandet waren. «Herrje,
Chikeeta, was ist eigentlich mit diesen Leuten los?» «Wie langsam sie sich bewegen,
Dr. Elasmo!» -
Thomas Pynchon, Vineland. Reinbek bei Hamburg 2015
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