äuber  Ich ging mit Tośka in den Wald, Pilze suchen. Im Wald fiel uns ein Räuber aus dem Gebüsch an. Dieser Wald war nämlich seit alters her reich an Räubern, und der Eigentümer des Waldgrundes kümmerte sich sorgfältig um die Erhaltung des Wildstandes, gerade aus Rücksicht auf den städtischen Polizeikommandanten, für den er zweimal im Jahr zur großen Jagd blies. Bei derart vertraulichen Beziehungen zur Polizei hielt er die Schonzeit streng ein und verbot den Abschuß von Weibchen und Stillkindern. Infolgedessen wurden jedoch die Männchen bösartig und mißtrauisch — zumal er sie an kalten Wintertagen mit blutigen Beefsteaks füttern ließ, die die Forstaufseher am Gebüsch aufspießten.

Der uns angefallen hatte, war ein altes, bärtiges Eingänger-Männchen mit Schnauzbart. Der Geifer lief ihm vom Maul, er blickte uns aus blutunterlaufenen Augen an und wartete darauf, daß wir die Flucht ergriffen, um sich dann auf uns zu stürzen, denn nach den Gesetzen des Urwalds, die noch vom alten Hofhund stammen, kann es ohne Flucht keine Verfolgungsjagd geben. Tośka gleichwohl, wie eine Idiotin, die sie übrigens auch war, kümmerte sich überhaupt nicht um Hund noch Urwald, brach in ein ungezügeltes Kichern aus und hockte sich, statt wegzulaufen, auf einen umgeworfenen Baumstamm, wie das Kind auf den Zaun.

Der Räuber räusperte sich zunächst, dann aber brummte er etwas Böses und begann Tośka, die immer heftiger kicherte, noch einmal von vorn zu erschrecken. In seiner Wut rührte er den mächtigen Schnauzbart, zeigte uns das Bein, daß er uns treten könnte, zeigte die Fäuste - und indessen rief der Kuckuck, und die Sonne schien hübsch warm auf der Waldlichtung. Toska kicherte immer noch, wie die Närrin auf dem Zaun, schaute sich alles an, was er zeigte, und wollte sogar den Rest sehen, was den Räuber, der schließlich auch ein Mann war, so erschreckte, daß er sich vor Scham im Gebüsch versteckte. - Aus (fer)

Räuber (2) AN einem bestimmten Punkt der Straße angelangt, muß man mit der Möglichkeit rechnen, daß zwischen Felshängen und Gestrüpp Räuber versteckt sind. Die Räuber sind klein, mickrig, ausgezehrt und melancholisch, sie haben keine Feuerwaffen, sondern nur Holzknüppel, die wie Gewehre geformt sind, aber auf absolut kindliche Art. Keiner, der nicht ihr Komplize wäre, könnte sie als Straßenräuber furchten, trotzdem birgt das Abenteuer, den Räubern zu begegnen, so viel Romantisches in sich, daß nur ganz wenige darauf verzichten, besonders in der schönen Jahreszeit.  Man fährt in Kutschen aus, weil der Überfall in der Kutsche besser gelingt als mit dem Auto oder mit dem Zug. Gewöhnlich fahren ganze Familien aus, mitsamt Kindern und Dienerschaft. Für die Kinder ist der Überfall eine Art Einweihungsritus, und wer einmal überfallen worden ist, hat Geschichten zu erzahlen bis zum Tage seiner Hochzeit. Tatsächlich geht in der Stadt niemand mehr ins Theater oder in den Zirkus, man bleibt lieber zu Haus und erzählt sich von den Räubern, besonders die, die überfallen wurden, denen, die es noch nicht wurden. Wenn eine Familie aus dem besseren Bürgertum ausfährt, dann nimmt sie eine vernünftige Summe Geldes mit — nicht zu großspurig und nicht zu knauserig — und ein wenig Krimskrams, vor allem aber jene gewissen Geschenke, die von Hochzeit zu Hochzeit wandern, und bei denen man nicht weiß, wohin damit. Wenn sie sich einem der Hinterhalte nähern, beschleunigen sie ostentativ ihre Fahrt und zeigen, daß sie auf dem Quivive sind, weil sie denken, daß dies die Räuber irgendwie ermutigen konnte und weil es den Bürgern als eine gesellschaftlich sinnvolle und lobenswerte Geste erscheint. Seit einiger Zeit sind die Räuber jedoch seltener geworden, die Überfälle sind zurückgegangen, und es hat eine Untersuchung gegeben, um festzustellen, was da wohl geschehen sein könnte. Wie es scheint, sind einige Räuber dazu übergegangen, in der Umgebung einer benachbarten Stadt im Hinterhalt zu liegen, wo die Leute sich nicht mit Hochzeitsgeschenken bewappnet überfallen lassen. Tatsachlich haben die Räuber, dank einer Kunstgeschichte in Fortsetzungsfolgen, sich neuerdings einen gewissen Geschmack zugelegt und haben gemerkt, daß ihre mit Alabasterwindhunden und lebensgroßen Puppen angefüllten Wohnungen häßlich sind. Das hat zu Spannungen zwischen den beiden Städten gefuhrt, die sich ohnehin nie gewogen waren Gegenwartig fragt sich die Stadt, die immer seltener Überfalle erleidet - seit dem letzten ist bereits ein Monat vergangen - ob sie bestätigen soll, die Räuber bezwungen zu haben, oder ob sie versuchen soll, sie erneut durch interessanteres Diebesgut, wie Zeichnungen berühmter Meister, ledergebundene Bucher oder antike Truhen anzulocken. - (pill)

Räuber (3)

- (ave)

Räuber (4)  Einzelne Wanderer ohne Hab und Gut bleiben ungeschoren und dürfen passieren. Wir haben es nur auf reiche Krämer und dicke Geldsäcke abgesehen. Wenn solche Leute hier einkehren, betäuben wir sie durch berauschenden Sud aus der Hanfstaude, den wir ihnen in Speisen und Getränke mischen, und plündern sie in aller Ruhe aus. In besonders schweren Fällen machen wir sie auch gleich ›fertig‹ und schlachten sie. Das Magere wird kleingehackt und zu Wurst verarbeitet, das Fette wird ausgekocht und zu Lampenöl bereitet. - (raub)

Räuber (5)

Doch hart am Ausfluß, an des Nils Gestaden,
Schanzt sich in einen Turm ein Räuber ein,
Tut Fremden sowie Heimischen viel Schaden,
Streift bis nach Kairo hin mit Räuberei'n,
Und keiner kann sich dieses Feinds entladen,
Denn nicht zu töten, sagt man, soll er sein.
Viel' tausend Wunden hat er schon bekommen,
Und doch ist ihm das Leben nicht genommen.

Um nun zu sehn, ob nicht die Parze wäre
Durch Zwang zu nöt'gen, daß sie dem Orril
(So nannte jener sich) mit ihrer Schere
Den Faden löse, naht' Astolf dem Nil,
Wo sich der Strom vereinigt mit dem Meere
Und wo ihm bald der Turm ins Auge fiel,
Zum Wohnsitz des verwünschten Spuks erkoren,
Den eine Fee von einem Elf geboren.

Er rindet ihn, als er ein wildes Schlagen
Mit einem tapfern Ritterpaar beginnt.
Orril allein weiß beide so zu plagen,
Daß wenig nur ihr Widerstand gewinnt.
Und doch weiß alle Welt, wie hoch sie ragen
An Tapferkeit; denn diese Ritter sind
Oliviers Söhne, die man Gryph den Weißen
Und Aquilant den Schwarzen pflegt zu heißen.

Der arge Zaubrer kam in allen Fällen
Mit einem großen Vorteil in die Schlacht.
Ein wildes Tier hatt' er zum Kampfgesellen,
Dergleichen nur dies Land hervorgebracht,
Das teils am Ufer lebt, teils in den Wellen
Und Menschenfleisch zu seiner Nahrung macht.
Gar mancher Leib sorgloser Wandersleute
Und armer Schiffer wird ihm sichre Beute.

Schon liegt die Bestie tot im Sand danieder,
Vom starken Arm der Brüder hingestreckt;
Drum ist es auch dem Rechte nicht zuwider,
Wird jetzt Orril von beiden zugedeckt.
Oft schon beraubten sie ihn mancher Glieder,
Allein sein Tod ward nicht dadurch erzweckt;
Denn ward auch Arm und Bein ihm abgeschnitten,
Er weiß wie Wachs sie wieder anzukitten.

Jetzt spaltet Gryph sein Haupt bis zu den Zähnen,
Jetzt bis zur Brust hernieder Aquilant,
Doch er verlacht sie um ihr eitles Wähnen;
Die Brüder sehn's und sind von Zorn entbrannt.
Wer jenes Silber sah im Fall sich dehnen
(Von Alchimisten wird's Mercur genannt)
Und sich zerstreu'n und dann zusammenrinnen,
Der wird, dies hörend, dessen sich entsinnen.

Fällt itzt sein Haupt: er springt vom Pferd herunter
Und tappt nach ihm umher mit irrem Schritt,
Packt's an der Nas', am Haar und klebt es munter
Auf seinen Hals, Gott weiß, mit welchem Kitt.
Fängt Gryph den Kopf und schleudert weit hinunter
Ihn in den Fluß, so hilft auch das nicht mit;
Orril taucht wie ein Fisch zum Grunde nieder
Und kommt gesund mit seinem Kopfe wieder.

- (rol)

Räuber (6)

 

Wald Bandit Erwerb

 

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