Racheplan    Er wollte die Mutter der kleinen Nelly - die auf ihre Art immer noch eine schöne Frau war - überreden, sich seiner Lust hinzugeben. »Lust« war das richtige Wort dafür, denn Red Robinsons Herz war ausschließlich von Crummie erfüllt; nur war Crummie seit seinen Mißhelligkeiten mit ihrem Vater "Ihm gegenüber zurückhaltend geworden.

Doch es war eine samtige Lust, eine orchideenfleckige Lust, eine dunkle, köstliche, bebende und verrückt machende Lust, die den Mann selbst mit ihrer Inständigkeit überraschte. Insgeheim hatte er sich gesagt: »Zur Hölle mit ihnen allen! Solange ich mich an Blackie halte« - denn das war Reds verspielter und zärtlicher Kosename für sein Möchtegern-Flittchen -, »werde ich eines Tages Gelegenheit haben, ihn zur Strecke zu bringen!« Doch die manische und verbohrte Seite seines Plans fing bald an, mit der praktischen durchzugehen. Tag und Nacht erfand er sich Geschichten, wie es wäre, wenn er Jenny Morgan überredete, sich ihm. hinzugeben; und diese Geschichten gingen in keiner Weise mit irgendeiner Zärtlichkeit für die Frau einher. Unglücklicherweise konnte »diese Morgan«, außer wenn sie betrunken war, Red Robinson nicht leiden, und wenn sie betrunken war, zerfloß sie in tränenreicher Rührseligkeit bei der Erinnerung an ihren toten Gatten. Es gab keine Möglichkeit - ob betrunken oder nüchtern -, daß Frau Morgan Red erlauben würde, sich mit ihr in ihrer eigenen kleinen Wohnung zu vergnügen. Die einzige Möglichkeit bestand darin, daß er sie irgendwohin ausführte. Red besuchte sie heute mit der Idee im Kopf, sie zu jenem Haus neben dem von Mutter Legge auszuführen, denn Gerüchte darüber hatten seine Cockney-Lüsternheit erregt.

Er war gespannt auf dieses Abenteuer; und weil er unbestimmt spürte, daß es beim allgemeinen Getümmel des Ostermontags-fests natürlich erscheinen würde, die Frau zu jener Örtlichkeit mitzunehmen, hatte er diesen Spätnachmittag für sein Vorhaben ausgesucht.

In ihrer Wohnung angelangt, stellte Red fest, daß Nellys Mutter erst im Frühstadium ihres üblichen Rausches war. Soweit war der Zufall ihm immerhin gewogen! Red befand sich in einem Fieber der Vorfreude. Die Vorstellung, seine Lust auf dem .Körper von Philip Crows Mätresse zu befriedigen, stachelte etwas in ihm auf, dessen Heftigkeit ihn die Beherrschung und den normalen ßoden unter den Füßen ganz und gar verlieren ließ. Red hatte tatsachlich so lange über seinem Haß auf Philip gebrütet und so leidcnschaftlich den Gedanken genährt, ihn durch die Mutter seines Kindes zu verletzen, daß die Vorstellung, die Frau selbst in Besitz zu nehmen - sogar wenn sie beschwipst wäre —, ihn vor Aufregung buchstäblich schwindlig werden ließ. Sein lockeres Verlöbnis mit Crummie Geard, das nun zerbrochen war - er wußte kaum, warum -, hatte seine Sinne angestachelt, ihn aber vergleichsweise keusch bleiben lassen. Es gab seinen Absichten an diesem Nachmittag zusätzliche Würze, daß er sich- so machte er sich in seiner Raserei vor - an Crummie ebenso wie an Philip rächen könnte, wenn er nur seine qualvolle Begierde mit diesem einst schönen, dem Trunk ergebenen Geschöpf befriedigen könnte.

Der ständig schlimmer werdende Haß auf Philip hatte sich tatsächlich so mit seinA Lust auf Philips Mädchen vermischt, daß sie zusammen eine völlig neue Leidenschaft bildeten, für die es gegenwärtig noch keinen Namen gibt. Beim Rasieren am Morgen, auf dem Weg zum kleinen Holzabort im rückwärtigen Garten seiner Mutter, in den Arbeitspausen in der kommunalen Fabrik, brumrnelte er meist halblaut vor sich hin: »Ich haß ihn! -1 'ate 'im! - Die krieg ich! — I''ll 'ave 'er!«   - (cowp)

Rache Plan

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