yramide
Der Bau der Pyramide ging so vor sich: abgestuft wie Treppen,
oder wie Absätze oder Altarstufen, wie man's auch nennen kann. Nachdem sie das
Unterste gelegt hatten, hoben sie die weiteren Steine mit Hebewerken, die aus
kurzen Balken gebaut waren, und so hoben sie die vom Boden auf den ersten Absatz
der Stufenfolge. Und wenn ein Stein dann auf ihm war, wurde er auf ein weiteres
Hebewerk gelegt, das auf der ersten Stufe stand, und von dieser Stufe wurde
der Stein, mit dem weiteren Hebewerk, auf die zweite Stufe gehoben. Denn soviel
Stufen es waren, soviel Hebewerke waren es auch; oder es war auch dasselbe Hebewerk,
ein einziges nur und leicht zu transportieren, und das schafften sie von Stufe
zu Stufe, nachdem sie den Stein von ihm weggenommen hatten. Denn ich will beide
Arten angeben, so wie man es mir auch erzählt hat. Fertig gemacht wurde nun
zuerst das Oberste, dann machten sie das jeweils Anschließende fertig, und erst
zuletzt machten sie's endgültig fertig, mit dem Untersten, dem auf dem Boden.
- (
hero
)
Pyramide (2) Cheops sei so weit in seiner
Raffgier gegangen, daß er, da er immer Geld brauchte, seine eigene Tochter
in ein öffentliches Haus brachte und ihr auferlegte, Geld einzunehmen, so und
so viel; den Betrag nämlich konnten sie nicht nennen. Und sie brachte die Summe
zusammen, die der Vater ihr auferlegt hatte. Sie gedachte aber auch, sich selber
ein Denkmal zu hinterlassen, und jeden, der mit ihr schlief, bedrängte sie,
daß er ihr einen ganzen Stein verehrte, einen aus den
Werkstätten. Aus diesen Steinen, sagten sie, sei die Pyramide gebaut, die in
der Mitte steht von den dreien, vor der großen Pyramide, und jede ihrer Seiten
beträgt anderthalb Plethren. - (
hero
)
Pyramide (3) Wir standen in einem ungeheuren
Abgrund oder, besser gesagt, am Rande eines solchen,
denn er reichte noch tief - wie tief, weiß ich nicht — hinab und war von einer
niedrigen Felsmauer umschlossen. Soweit ich es beurteilen konnte, mochte dieser
Abgrund so groß sein wie die Kuppel der St. Pauls-Kathedrale, und als die Stummen
ihre Lampen in die Höhe hielten, sah ich, daß er ein einziges riesiges Beinhaus
darstellte, angefüllt mit Tausenden menschlicher Skelette, welche zu einer ungeheuren
bleichen Pyramide aufgehäuft waren, entstanden durch das Hinabgleiten der zuoberst
liegenden Leichen, wenn von oben neue hineingeworfen wurden. Etwas Grausigeres
als diesen wirren Haufen von Gebeinen eines ausgestorbenen Volkes kann ich mir
nicht denken, und noch gräßlicher wurde das Bild dadurch, daß in dieser trockenen
Luft eine beträchtliche Zahl von Leichen mit der Haut auf den Knochen ausgedörrt
waren und uns nun in jeder nur denkbaren Stellung aus dem Berg weißer Knochen
heraus anstarrten - Karikaturen auf das Menschenbild von grotesker Schrecklichkeit.
In meinem Erstaunen stieß ich einen Schrei aus, und das vielfältige Echo meiner
Stimme, welches in dem Gewölbe widerhallte, störte einen der Schädel auf dem
Gipfel der Pyramide aus seiner vieltausendjährigen Ruhe auf. Er sprang herab,
hüpfte in lustigen Sätzen auf uns zu und riß dabei eine Lawine anderer Gebeine
mit sich, so daß ihr Geklapper die ganze Höhle erfüllte und es fast aussah,
als erhöben sich die Skelette, um uns zu begrüßen.
- Henry Rider Haggard, Sie. Zürich 1970 (zuerst ca. 1886)
Pyramide (4) Von allem, was ich bisher
gesehen habe, ist das gewiß das Schönste, wenngleich der Eindruck auch ganz
anders ist als der, den man erwartet. Diese erstaunlichen Bauwerke erscheinen
auf den ersten Blick gar nicht sehr groß, weil nichts da ist, was als Bezugspunkt
dienen könnte. Doch in dem Maße, in dem man näher kommt, und besonders wenn
man auf sie hinaufsteigt, wachsen sie auf wunderbare Weise und scheinen einen
erdrücken zu wollen, so daß man die Schultern einzieht. Was die Aussicht angeht,
die man von dort oben entdeckt, so wette ich, daß kein Mensch, sei es Desalleurs,
Bailleul oder Chateaubriand, davon eine Vorstellung vermitteln kann. Man hüllt
sich fester in seinen Mantel, weil die Kälte schneidend ist, und hält die Schnauze,
das ist alles. - Flaubert an seinen Bruder,
nach (
flb
)
Pyramide (5)
-
N.
N.
Pyramide (6) Die Vorzeit hat uns auch Dokumente der Sawah hinterlassen, die wie alles mißverstanden wurden. Alle Pyramiden der Erde von Java bis Mexiko sind Sawah-Gebilde gewesen. Das heißt, sie waren zuerst Stufen-Symbole von Bergen, und als solche zeigten sie die eingerichtete Sawah. Natürlich bauten Menschen jahrtausendelang die Sawahs, die sie wirklich ernährten. Kleine Pyramidenberge als Symbol — wie jene von Unterägypten oder Teotihuacan - baute man im besten Falle erst, nachdem man aus den Feldwirtschaften große Überschüsse erzielt hatte, daß Zehntausende von Arbeitern für solche Tempel-Bauten abkömmlich waren. Und es mag auch noch möglich sein, ganz besondere Gründe zu erkennen, weshalb einzelne Pyramiden in den verschiedenen Weltteilen errichtet wurden.
Die ägyptischen Pyramiden, die vielleicht schon ziemlich früh abgedeckt wurden
und alsdann auch nicht einmal mehr zeigen konnten, wofür sie ein Symbol waren,
sind zwar groß, aber besonders uninteressant. Die Pyramiden, auf denen Steiltreppen
an allen vier Seiten vorgesehen sind, von denen der Wasserüberschuß zu Tal gebracht
werden soll, nachdem die Hauptterrassen des Berges bewässert sind, erzählen
ihren Zweck ganz direkt. Darüber hinaus aber werden bei diesen Pyramiden und
Tempeln von Mittelamerika auch die Feste abgehalten, in denen eine Berg-Gottheit,
die sich selbst als Bergschnee den Menschen unten opfert, über die steilen Tempelstufen
herabgestürzt wird. In alten Zeiten wurden diese Bergspitzen-, Bergschnee- und
Bergwasser-Gottheiten aus dem Brotteig wilder Samen gemacht; diese wurden von
den Pyramidenspitzen hinabgerollt und gestürzt, um unten von der Menge gegessen
zu werden. Erst die tiefdegenerierte Militärwirtschaft der Azteken führte Menschenopfer
anstatt der Brot-Legende ein, und zwar sollten bei diesen Massenschlachtungen
andere Völker eingeschüchtert werden. -
Ernst Fuhrmann, Die Sawah. Nach (
fuhr
)
Pyramide (7)
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