Puppenstimme   Nikolai Wassiljewitsch und ich tranken Wodka und unterhielten uns über den Roman Butkows; ich weiß noch, daß er ziemlich vom Thema abgekommen war und sich dafür einsetzte, das Erbfolgegesetz von Grund auf zu reformieren. Darüber hatten wir sie beinahe vergessen. Da sagte sie auf einmal mit ungewöhnlich rauher und dumpfer Stimme, wie eine im Sternzeichen Stier geborene Venus: «Ich muß Popo machen.» Ich schreckte auf und dachte, nicht recht gehört zu haben, sah sie an: sie saß an die Wand gelehnt auf einem Stapel von Kissen und war an diesem Tag eine zarte und schöne, eher füllige Blondine. Ihr Gesicht schien mir einen Ausdruck halb Häme halb Schläue, halb Kindlichkeit und halb Spott bekommen zu haben. Gogol errötete heftig, stürzte auf sie zu und steckte ihr zwei Finger in den Hals: alsbald magerte sie ab und erblaßte auch, wie man sagen könnte, nahm wieder ihren gewohnt erstaunten und verlorenen Ausdruck an und war am Ende nur noch schlaffe Haut über einem Knochengerüst. Ja, da sie (zur bequemeren Handhabung, verständlicherweise) ein ungewöhnlich biegsames Rückgrat besaß, klappte sie schier völlig zusammen; und sah uns aus dieser ihrer Erniedrigung und vom Boden her, auf den sie gerutscht war, fast den ganzen restlichen Abend an. «So was macht sie aus Jux oder aus Bosheit», lautete Gogols Kommentar., «denn von derartigen Bedürfnissen wird sie nicht heimgesucht.» War jemand anders, in diesem Falle ich, zugegen, pflegte er sie herablassend zu behandeln.   - Tommaso Landolfi, Gogols Frau. Nach (land)
 
 

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