uppenkopf Die schrille, erregte Stimme, die Kim jetzt hörte, klang nicht mehr nach Schwester Holland. »Zurück«, sagte sie. »Zurück, Kim, nicht reinkommen. Nicht hinschauen! Nicht hinschauen!«
Aber Kim hatte schon hingeschaut, und in diesen verwirrenden Sekunden, bevor
die Taschenlampe erlosch, hatte sie das bizarre Antlitz des Todes gesehen: dunkles,
über das Kopfkissen ausgebreitetes Haar, die geballten, wie die eines Boxers
erhobenen Fäuste, das eine offene Auge, die bleifarbenen Flecken am Hals. Es
war nicht Miss Gradwyns Kopf - dieser Kopf gehörte zu niemandem, ein hellroter,
abgetrennter Kopf, ein Puppenkopf, der nichts mit etwas Lebendigem zu tun hatte.
Sie hörte das Krachen auf den Teppich fallenden Porzellans, stolperte ins Wohnzimmer,
beugte sich über einen Sessel und übergab sich heftig. Der Gestank des Erbrochenen
stieg ihr in die Nase, und ihr letzter Gedanke, bevor sie in Ohnmacht fiel,
galt bereits dem nächsten Schrecken: Was würde Miss Cressett zu dem ruinierten
Sessel sagen? - P. D. James, Ein makelloser Tod.
München 2009
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