Puppenbeine    Schau, das sind zum Beispiel die Beine meines Vaters, ich nenne ihn Konstantin Dragases, das war der letzte Kaiser von Byzanz, ein tapferer und unglücklicher Mann, der, von allen verraten, einsam auf der Bresche vor der Stadt starb, aber du glaubst, es sind einfach zwei Beine aus Zelluloid, ich habe sie letzte Woche am Strand gefunden, das Meer schwemmt manchmal Teile von Puppen an, ich habe die beiden Beine gefunden und sofort gewußt, daß es sich um Papa handelte, daß er mir von dort, wo er jetzt ist, das Bild seiner Beine geschickt hat, um meiner Erinnerung nachzuhelfen, das habe ich gespürt, verstehst du?

Und ich sagte, ja . . . nun . . ., sicher verstand ich, aber wir könnten doch auch ein anderes Spiel spielen, ein Spiel im Freien, im Garten, im Haus schliefen sie alle, und es war so abenteuerlich, sich hinauszuschleichen, wenn die anderen ihr Mittagsschläfchen hielten und das Haus in absoluter Ruhe lag...   - Antonio Tabucchi, Kleine Mißverständnisse ohne Bedeutung. München 1999

Puppe Bein


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