»Kinder, seht ihr aus wie gesogen aus den Pfoten, jo. Wo hat ihm stattgefunden?« Pimpi lachte in einer überaus angenehmen Art.
Fec riß eine Grimasse. »Trink! Und tu etwas für deinen Namen!«
»Warst du in England. Habe ich gezweifelt nicht sehr, verehrtem Meister.«
»Aber ich.« Fec gurgelte mit Wein. »Man soll nie genau wissen, was einmal los war.«
»Jo. Bin ich sehr für schlechtem Gedächtnis aus berufswegen. «
»Pimpi, großer Pimpi, wo ist dein Büchsenfleisch... wo ist...«
Bichette legte sich über den Tisch und beide Hände auf Pimpis Arm. »Hilf mir, ihn fortzubringen.«
Pimpi, dessen Ohren sich leise bewegten, blickte teilnehmend sachlich. »Wo wohnt ihm?«
»Kaum zwei Zigaretten weit,« sagte Fec so ruhig, daß beide verwundert schwiegen.
Da stand mit einem Mal der herkulische Körper des Japaners breitspurig vor dem Tisch. Seine Fäuste waren in den Hüften aufgestemmt, die grünlich schillernden Äuglein unverwandt auf Fec gerichtet.
Bichette suchte ihr Messer. Sie grinste wütend, als ihr einfiel, daß Fec es eingesteckt hatte.
Pimpi, der nicht orientiert war, begrüßte den Japaner, den er für besoffen hielt.
Der versetzte ihm mit gesteifter Hand einen wuchtigen Swing unterhalb des Ohrs auf den Hals, so daß Pimpi ohnmächtig zu Boden sank.
Bichette fuhr mit einem kleinen durchdringenden Schrei empor und blieb, am ganzen Körper zitternd, stehen.
Fecs Augäpfel traten weit hervor. Sein Kinn zuckte merkwürdig, während er schnell mit der Linken auf den Tisch wies.
Als der Japaner, den Kopf ein wenig vorneigend, hinsah, ergriff Fec sein volles Weinglas und goß ihm den Inhalt in die Augen. Fast gleichzeitig warf er den Tisch um, legte sich an die Wand zurück und stieß seinen rechten Fuß mit solcher Gewalt auf den Magen des Japaners, daß dieser stöhnend nach hinten taumelte und besinnungslos über einen Stuhl fiel.
Fec, der durch die Wucht seines Stoßes zu Boden gestürzt war, sprang
auf, rief dem feixend herbeieilenden Jean zu, Pimpi wegzuschaffen, bevor
der Japaner zu sich käme, und rannte mit Bichette hinaus. - Walter
Serner, Die Tigerin. Eine absonderliche Liebesgeschichte.
München 1982 (dtv 10054, zuerst 1925)
Prügelei (2) »Schlingue!« Bichette hieb mit der Faust auf den Tisch, daß es krachte, und begann, ununterbrochen halbe Worte ausstoßend, wild darauf herumzukramen. Endlich fand sie den Schlüssel, sperrte die Ledertasche auf und warf Ketten, Armbänder, Colliers und Etuis kunterbunt auf den Tisch. »Da, da, da, da...« Ihre zuckenden Finger rissen die Etuis auf und leerten sie aus wie Tüten. Ohrgehänge und Brillantringe rollten umher. Einiges fiel zu Boden. »Glaubst du, du... daß ich diesen Letsch da mag? Kein Mensch hat mich noch so was tragen sehen.«
Fec trat auf sie zu, versetzte ihr, von einer Wut gepackt, die ihn selbst dumpf erstaunte, einen Faustschlag auf die Schulter und schleuderte sie aufs Bett.
Bichette schnellte mit tierischer Behendigkeit hoch.
Und schon rauften sie. Bösartig. Verbissen. Keuchend. Aber sie schlugen einander nicht ins Gesicht.
Ein ganz heller spitzer Schrei, der ihm gefährlich klang, ließ Fec zurückfahren.
Bichette stand schwer atmend da. Ihre Arme hingen wie in allen Gliedern gebrochen. Ihre schwarzen Seidenstrümpfe waren zerrissen. Ihre rot gewordenen zerkratzten Brüste zitterten. Ihr Gesicht war erdfahl. An einem ihrer Halbschuhe fehlte der Absatz. Sie begann zu taumeln.
Fec, fast erschrocken, umfaßte sie mit beiden Armen und legte sie vorsichtig aufs Bett. »Was hast du... Was ist...«
Bichette bewegte verneinend ein wenig den Kopf. Dann drückte sie die
Hände langsam auf Fecs Wangen, zog ihn zu sich nieder und küßte
lange und heiß in seinen Mund hinein. - Walter
Serner, Die Tigerin. Eine absonderliche Liebesgeschichte.
München 1982 (dtv 10054, zuerst 1925)
Prügelei (3)
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