romotion Mein Kollegienlesen war bekannt geworden, und Semler befürchtete, man möchte mir das Handwerk verbieten, wenn ich mich nicht in die gelehrte Innung einschreiben ließ oder magistrierte. Ich war dazu bereit, denn ich wußte schon, wie wenig man zu wissen nötig hat, um diese akademische Spiegelfechterei mitzumachen. Ich verschrieb mir also von meinem Vater Geld, um die Fakultät und andere Promotionskosten bezahlen zu können. Mein Vater zeigte sich froh, daß ich Magister legens werden würde, und schickte mir dreißig Louisdor. Diese reichten zu, da er mir nicht lange vorher einen hübschen Wechsel geschickt hatte.
Jetzt meldete ich mich beim Dekan, dem Herrn Schulze, und
dieser bestimmte mir einen Tag zum Examen. Zugleich schritt ich zur
Ausarbeitung einer Dissertation über Rupprecht den Pfalzgrafen, der von
1400 bis 1410 die römische Königskrone getragen und einigen Anteil an
dem 1409 zu Pisa veranstalteten Konzil gehabt hatte. Da ich aber kaum
acht Tage Zeit hatte, so stoppelte ich zusammen, was ich vorfand, und
teilte das Zusammengestoppelte in Paragraphen ein. Machen's doch viele
Dissertationsschmiede auch so!
- F. C. Laukhards, vorzeiten
Magister
der Philosophie und jetzt Musketiers
unter dem Thaddenschen Regiment zu Halle, Leben und Schicksale, von ihm selbst
beschrieben und zur Warnung für Eltern und studierende Jünglinge herausgegeben.
Fünf Teile, 1792–1802
Promotion (2)
Es war einmal ein armer Bauer namens Krebs,
der fuhr mit zwei Ochsen ein Fuder Holz in die Stadt und verkaufte es für zwei
Taler an einen Doktor. Wie ihm nun das Geld ausbezahlt wurde, saß der Doktor
gerade zu Tisch: da sah der Bauer, wie er schön aß und trank, und das Herz ging
ihm danach auf, und er wäre auch gern ein Doktor gewesen. Also blieb er noch
ein Weilchen stehen und fragte endlich, ob er nicht auch könnte ein Doktor werden.
'O ja,' sagte der Doktor, 'das ist bald geschehen.' 'Was muß ich tun?' fragte
der Bauer. 'Erstlich kauf dir ein Abcbuch, so ist eins, wo vorn ein Göckelhahn
drin ist; zweitens mache deinen Wagen und deine zwei Ochsen zu Geld und schaff
dir damit Kleider an und was sonst zur Doktorei gehört; drittens laß dir ein
Schild malen mit den Worten 'ich bin der Doktor Allwissend,' und laß das oben
über deine Haustür nageln.' - (
grim
)
Promotion (3) Hierauf warf Bakbuk wieder in den Brunnentrog ich weiß nicht was, wovon des Wassers Wallen schnell sich legt', und führt' Panurgen dann in den mittleren Raum des großen Tempels, wo der Brunnen des Lebens stand, Nahm da ein dickes silbernes Buch in Figur eines Sentenzen-Viertels oder halben Eimers, schöpft' ihm damit aus dem Brunnen und sprach zu ihm: »Die Philosophen, Doctores und Prediger eurer Welt speisen euch mit schönen Wö'rtlein durch die Ohren. Wir hie zu Land in-corporieren uns unsre Lehren leibhaftig durch den Mund; drum sag ich nicht zu euch: lest dies Kapitel, merkt diese Gloss', ich sag euch: schmecket dies Kapitel; schluckt diese Gloss'. Vor Zeiten aß ein alter Seher der jüdischen Nation ein Buch und ward zum Doctor bis an die Zahn. Ihr itzt sollt mir eins trinken und bis in die Leber zum Doctor werden. So kommt und tut die Kiefern auf!« Wie nun Panurg den Schlund weit aufriß, nahm sie ihr silbern Buch; wir sahens auch wirklich für ein Buch an, denn nach der Figur war es gestaltet wie ein Brevier, war aber nichts als m der Tat ein ganz natürliches Feldfläschlein voll Falernerweins, das sie Panurgen bis auf den Boden ausziehn ließ.
»Seht«, sprach Panurg, »dies Kraft-Kapitel, seht diese höchst authentische
Gloss'! Und ist dies alles, was das Wort der trismegistischen Boutelg
mir rät? Da komm ich wahrlich schön an!« - »Nichts weiter«, sprach die Priesterin,
»denn Trink ist ein panomphisches, bei allen Völkern verehrtes und verstandnes
Wort; bedeutet: du sollt zechen. Ihr in eurer Welt sagt, das Wort Sack
sei allen Sprachen gleich gemein, mit Fug und Recht von allen Völkern angenommen,
weil jeder Mensch, wie schon Aesopens Märlein lehrt, mit einem Sack am
Hals zur Welt kommt als ein geborener Hungerleider, und einer beim andern betteln
muß. Es ist kein König unter der Sonnen so mächtig, daß er andrer Leut entbehren
könnt, kein armer Mann so bettelstolz, daß er der Reichen entraten möcht, und
wenns der weise Hippias war, der alles konnte. Immer kann man noch leichter
einen Sack entbehren als Trinken; und behaupten wir: nicht Lachen,
sondern Trinken ist des Menschen Fürrecht; nicht das
Trinken schlechthin an sich, denn auch das Vieh trinkt: sondern Wein
trinken, alten, guten und kühlen Wein. Merkt, lieben Freund! alle Weissagung
ist Wein-Sag aus Weinsaugung entquollen. Nichts, kein Argument, kein Schluß
ist so unfehlbar, keine Sehcrweisheit auf Erden minder trüglich. Eure Akademiker
wußtens wohl, wenn sie die Etymologie des Weins (auf Griechisch ОІПОΣ) gleichsam
von vis, Kraft, Macht ableiten; denn die Macht hat er, mit aller Wahrheit, aller
Weisheit und Wissenschaft die Seelen zu erfüllen. Wenn ihr über unsrer Tempel-Tür
die ionische Schrift beherziget, habt ihr daraus ersehen können, daß im Wein
Wahrheit verborgen ist. Die göttliche Boutelg verweiset euch hierauf: seid ihr
selber nun eures Beginnens Zeichendeuter.« - »Unmöglich«, sprach Pantagruel,
»kann man doch bessere Reden führen als hier diese würdige Priesterin.* -
(rab)
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