Dies Buch nun ist der Niederschlag stillvergnügter Stunden unserer guten alten Mönchlein, von denen noch mancherlei Spuren rings im Lande erhalten sind, so beispielsweis nächst Saint-Cyr in der Grenadière oder im Flecken Sacché-lez-Azay-le-Ridel, in Marmoustiers, Veretz, La Roche-Corbon und in andern Typotheken trefflicher Schwanke und Geschichten, als da sind uralte Domherren und hochehrbare Frauen, die noch die gute alte Zeit erlebt haben, wo man einen Spaß verstand und aus vollem Herzen lachen konnte, ohne alleweil ängstlich niederzuschielen, ob einem nicht am Ende bei jedem herzhaften Gelächter ein Rößlein oder ein paar muntere Fohlen zwischen den Rippen hervorgesprungen kämen. Denn so treiben's heutigentags die jungen Weiber: sie möchten sich ganz feierlich und ernst vergnügen, und solches steht unserm fröhlichen Frankreich so übel an wie etwa ein Öltopf dem gesalbten Haupt einer Königin.
Und weil das Lachen ein Vorrecht ist, das einzig
dem Menschen verliehen ward, und weil überdies bei diesen Zeitläuften mit ihren
politischen Freiheiten Grund genug zum Weinen vorliegt,
ohne daß wir mit unsern Büchern weitern Anlaß zum Tränenvergießen zu schaffen
brauchten, so erachtete ich's für eine verteufelt vaterländische Tat, meinen
Lesern einen Korb voll frischfröhlicher Schnurrpfeifereien und Possen vorzusetzen.
Ist ja auch die Zeit danach. Wie ein feiner Nieselregen legt sich die Langeweile
auf die Welt, durchnäßt und kühlt uns ab bis auf die Knochen, weicht unsre althergebrachten
Sitten und Bräuche auf und zersetzt sie, die vormals alle öffentlichen Geschehnisse
für den Großteil der Bürger zu einem Heidenspaß und einer höchstvergnüglichen
Angelegenheit machten. Doch sind sie schon nahezu ausgestorben, die alten Pantagruelisten,
die wackern Lebenskünstler, die den lieben Gott und ihren König schalten und
walten ließen und ihnen nicht mehr als nötig ins Handwerk pfuschten. Sie waren
vollauf zufrieden, wenn es etwas zu lachen gab. Jetzt sind ihrer nur noch wenige,
und sie sterben tagtäglich dahin wie die Fliegen, so daß mir angst und bange
wird, ich müsse es noch erleben, wie man diese ehrenwerten Überbleibsel solcher
alten Breviere bespeit, bescheißt, verunglimpft und verunziert, und das wäre
mir gar nicht gleich, zumal ich einen ausbündigen Respekt vor den ehrwürdigen
Trümmern unserer heimischen Altertümer hege. - Honoré de Balzac, Tolldrastische
Geschichten. München 1963 (zuerst 1853)
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