rognose  Was den Ausgang der psichopatia criminalis anlangt, so ist er, wie bei allen politischen Gehirnkrankheiten, ein sehr trauriger. Hat der Paroxismus eine gewisse Höhe erreicht, so ist es die Glühhize der ausser aller staatlichen Ordnung geratenen Ganglienzellen selbst, die dem von Gott zum monarchischen Gehorsam bestimten Gehirn die schwerste Schädigung bringt, und es rasch einem tötlichen Marasmus oder Erschöpfungszuständen entgegenfuhrt. Ehe, Tugend, Familienbande, Pietät, Militär-Gehorsam, Fahneneid und die höchsen Perzepzions-Begriffe im monarchischen Staat fallen jezt wie Spreu auseinander, und lassen den seinem Gott entfremdeten, aus dem Treuverband mit seinem Fürsten Gelokerten, mit seinem eigenen monarchischen Gewissen uneins gewordenen, wie ein Rohr hin- und herschwankenden, kläglichen Untertanen bald nur noch dem Schnaps oder einer nächtlichen Streif-Patrulje anheimfallen. Bringt also nicht eine frühzeitige Zuchthaustrafe in Folge eines flagranten Delikts dem erschöpften Gehini die nötige Erholung mit Neuerwekung der monarchischen Begriffs-Formen (die aber selten gelingt), so endet meist ein akuter Anfall auf der Höhe der Krise das Leben des Schwer-Erschütterten (Masaniello im Fischer-Aufstand zu Neapel), oder er geht direkt im Konflikt mit der staatlichen Ordnung zu Grunde (Tit. Sempr. Gracchus, Thomas Müntzer). Aber auch bei langsamerem Verlauf und in Folge von Zuchthaus-Unterbrechung eingetretenen Remissionen ist das nun einmal in seinem monarchischen Bestand wankend gewordene Gehirn kaum mehr zu stüzen, und verfält, wenn auch oft langsam, aber schliesslich doch sicher, zulezt dem von allen psichjatrischen Lehrbüchern für diesen Fall vorgesehenen sog. "terminalen Blödsinn", oder der "finalen Verblödung", womit sich der Vorhang über diese traurigen Szenen des Lebens eines "entgleisten Untertanen" definitiv senkt. - Oskar Panizza, Die kriminelle Psychose, genannt Psichopatia criminalis. Hilfsbuch für Ärzte, Laien, Juristen, Vormünder, Verwaltungsbeamte, Minister etc. zur Diagnose der politischen Gehirnerkrankung. München 1985 (Matthes & Seitz Debatte 21, zuerst 1898)

Prognose (2) Um die Wetterzeichen im voraus deuten zu können, studierten sie die Wolkenformen nach der Klassifikation von Luke Howard. Sie betrachteten die sich lang hinbreitenden, zottigen Mähnenwolken, andere, die Inseln ähnelten, wieder andere, die man für hochgetürmte Schneegebirge halten konnte, und versuchten dabei, die Nimbus- von den Zirrus-, die Stratus- von den Kumuluswolken zu unterscheiden; die Formen wandelten sich, bevor sie überhaupt die richtigen Namen gefunden hatten.

Das Barometer täuschte sie, mit dem Thermometer konnten sie nichts anfangen, und zu guter Letzt nahmen sie zu dem alten Hausmittel Zuflucht, auf das unter Ludwig XV ein Priester in der Touraine verfallen war. Ein Blutegel in einem Glas sollte bei bevorstehendem Regen steigen, bei festem Hochdruck ruhig auf dem Boden liegen bleiben und sich bei drohendem Sturm unruhig schlängeln. Aber der Luftdruck war nahezu ständig uneins mit dem Blutegel. Sie setzten drei weitere zu ihm hinein. Alle vier führten sich völlig verschieden auf. - Gustave Flaubert, Bouvard und Pécuchet. Frankfurt am Main 2003 (Die Andere Bibliothek 222, zuerst 1881)

Prognose (3)  Klimakteriumspsychosen In forensischer Hinsicht äußert sich das Klimakterium in der Sucht, zu stehlen, Feuer anzulegen, ihre Geschlechtsteile bloßzulegen, Kindesmord und anderen Mord zu begehen usw. Von 22 Fällen, in denen Frauen von Selbstmord sprachen oder ihn auch wirklich ausführten, konnte Schlager elfmal diese Absicht bezw. Versuch in den Zeitabschnitt des Klimakteriums verlegen. Nach den Erhebungen von Esquirol standen unter 198 Selbstmörderinnen 77 = 39 Prozent im Alter zwischen 40 und 50 Jahren. Was die Aussichten der K. anbetrifft, so stellen sich diese im allgemeinen ungünstig. Es kommt zu den ungünstigsten Daseinsbedingungen hier noch die regressive Metamorphose der Gewebe hinzu, was für den Organismus gleichbedeutend mit Degeneration ist (Kowalewski). Schüller betont, daß in den Wechseljahren die Möglichkeit vorliege, daß sich atrophische Gehirnprozesse (Encephalopathia atheromatosa) mit apoplektischen und epileptischen Anfällen entwickeln können, und spricht sich daher auch ungünstig bezüglich der Prognose aus. - (erot)

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