Profitrausch   Philip  hatte  bereits unter den vielversprechendsten Bedingungen mit dem Zinnabbau begonnen, und von einer großen Rodungsfläche am Hang, unter der viele, Besuchern nicht zugängliche unterirdische Stollen ins Herz des Berges führten, war schon der Lärm von Pickeln, Hacken, Kränen und Maschinen zu hören. Ein halbes Dutzend Lastwagenfuhren des wertvollen Metalls waren bereits von der Bahnstation in Glastonbury aus verladen worden. Denn obwohl dieser Bahn-hofweiter weg lag als der in Wells, war er leichter zugänglich, und Philip hatte einen besseren »Draht« zu den dortigen Bahnbeamten. Erst vor einem Monat, Mitte November, war allmählich das erste Zinn aufgetaucht, und Philip würde auch nie das Gefühl vergessen, als er den Lastwagen erblickte, der damit beladen zum Bahnhof der Great Western rollte, von wo es gleich durch den Scvcrn-Tunnel nach Cardiff geschafft werden konnte. In den vergangenen vier Wochen hatte sich das Zinn in einem solch ständigem Strom ergossen, daß Philips Stimmung auf einen Gipfel der Begeisterung stieg, die einer Art tagtägHchcr Trunkenheit glich. Er träumte jede Nacht von Zinn. Das Metall in allen Erscheinungsformen verfolgte ihn geradezu. Er sammelte Proben jeder Gewichts-, Güte- und Reinheitsklasse. Er trug in seiner Tasche Zinnstückchen mit sich herum. Alle möglichen merkwürdigen Ideen in Verbindung mit Zinn - nicht so sehr phantasievolle als vielmehr rein kindliche - gingen in seinem Denken aus und ein, und er fühlte sich allmählich, als wäre ein Teil seines innersten Wesens der eigentliche Magnet, der dieses lange übersehcne Element aus den tiefen Klüften vorgeschichtlicher Dunkelheit ans Tageslicht förderte.

Philip verfiel in die Gewohnheit, jeden Tag den steilen, bewachsenen Hang oberhalb von Wookey hinaufzugehen und sich im Herzen eines kleinen Fichtenhains zu postieren, von dem aus er, ohne daß jemand seine Anwesenheit bemerkte, die lebhaften Vorgänge an der Öffnung des großen Erdschlunds beobachten konnte, wo die Bäume gefällt worden waren und die Kräne und Flaschenzügc sich in einem geradezu verblüffenden Relief gegen die sehr alten, sepiabraunen Hasel- und Bergahorndickichte abhoben, die rund um sie noch auf den belaubten Hangen wuchsen. Hier verschlang er den Anblick des ganzen von ihm in Gang gesetzten Treibens, bis er sich danach sehnte, bei der anstrengenden Plackerei jedes einzelnen seiner Arbeiter, Schürfer, Maschinisten, Lastwagenfahrer, Kärrner, Heizer, Kumpel und Schlepper mitzumachen. Es verlangte ihn, selbst zu bohren, zu sprengen, zu schaufeln, zu heben, zu schleppen und zu fahren; und so inständig hatte er den Blick auf jeder Körperbewegung dieser Männer ruhen lassen, daß er zu der Zeit - am zehnten Dezember - sich wirklich hätte verdingen können und bei fast jeder dieser verschiedenen Arbeiten von seinem Polier Lob eingeheimst hätte.  - (cowp)

Profit Rausch

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