Profitlichkeit Wenn ihr in einem großen Hause dienet: so kann es vielleicht geschehen, daß euer Herr ein Auge auf euch wirft, wenn ihr auch nur halb so hübsch als eure Frau aussehet. Bey solchem Falle suchet ihn so gut zu rupfen, als es nur immer möglich ist.

Erlaubet ihm niemahls die geringste Freyheit, auch nicht einmahl euch die Hand zu drücken, wenn er nicht zugleich eine Guinea mit hineindrücket. Machet solchergestalt, daß er euch allmählig für einen jeden neuen Anfall, den er auf euch thut, bezahlen müsse. Laßt ihn das, was ihr ihm vergönnet, allezeit gedoppelt bezahlen, und setzet euch immer dabey zur Wehre, und drohet, ihr wollet schreyen, oder es seiner Frau sagen, wenn ihr gleich sein Geld nehmet.

Fünf Guineen dafür, daß er eure Brüste betastet, ist fast noch zu wohlfeil, wenn ihr euch gleich mit aller Macht dawider zu wehren scheinet.

Erlaubet ihm aber niemahls die letzte Gunst, wenn er euch nicht hundert Guineen, oder wenigstens eine jährliche Einkunft von zwanzig Pfund giebet.

In einem solchen Hause werdet ihr, wenn ihr hübsch seyd, unter dreyen Liebhabern die Wahl haben, nämlich den Capellan, den Haushofmeister, und eures Herren Laquayen. Ich wollte euch wohl hauptsächlich rathen, den Haushofmeister zu erwählen; allein wenn ihr von eurem Herrn solltet geschwängert werden: so müßt ihr euch den Capellan erwählen. Der Laquay eures Herrn ist, meiner Meynung nach, der schlechteste von diesen dreyen. Denn so bald er die Liberey ableget, pfleget er gemeiniglich eitel, oder ein schlechter Kerl zu seyn. Und wenn er nicht etwa eine gewisse Beförderung erhält; so pflegt die Landstraße seine äusserste Zuflucht zu werden. - (swi)

Profitlichkeit (2) Nach Pascals Auffassung läuft die Frage, ob man an Gott glaubt oder nicht, auf eine Wette hinaus. Wenn Gott existiert, also die Heilige Schrift recht hat, wird einem der Glaube zu unendlicher Glückseligkeit nach dem Tod verhelfen. Wenn Gott jedoch nicht existieren sollte, dann verliert man durch den Glauben an ihn lediglich die begrenzten Freuden eines begrenzten Lebens. Selbst wenn man der Auffassung ist, daß die Wahrscheinlichkeit, daß Gott existiert, gegen Null tendiert - Pascal ist der Meinung, daß sie eher bei 50 Prozent liegt -, sollte man sich vernünftigerweise auf das Spiel einlassen. Denn in mathematischer Hinsicht ist jeder endliche Prozentsatz der Unendlichkeit immer noch unendlich.

Die Vernunft schreibt also vor, daß man an Gott glauben muß. Das heißt natürlich nicht, daß man sich nicht trotzdem der Vernunft widersetzen kann, indem man sich von seinen Leidenschaften übermannen läßt. Aber laut Pascal kann man diese Begierden bezähmen, indem man sich so verhält, als ob man an Gott glaube, und an den christlichen Ritualen teilnimmt. Hat man sich erst einmal daran gewöhnt, wird man sogar feststellen, daß man durch das Ablegen der eigenen schlechten Gewohnheiten glücklicher geworden ist, und aus diesem Grund profitiert man laut Pascal in jedem Fall von dieser Wette. - (mac)

Profitlichkeit (3) "Autsch" rief ein durchtriebener Austernesser, "eine Perle!" Sein Tischnachbar kaufte sie für 100 Francs. Auf dem Bazar von Maisons-Laffitte kostet sie 30 Sous. - (fen)

Profitlichkeit (4) Der Geliebte des Sokrates war Alkibiades, und der Geliebte Platons war Dion. Dion hatte freilich auch Nutzen von seinem Liebhaber. - (ael)

Profitlichkeit (5) Nachdem ich nun ein paar von den Gründen angeführt habe, die für die Annahme sprechen, daß bei kriegführenden Horden, Dorfgemeinschaften und Häuptlingsherrschaften Kannibalismus eine weit verbreitete Erscheinung war, möchte ich zu der Frage zurückkehren, warum die Priesterreligionen, die man in frühen Gesellschaften mit staatlicher Organisation findet, gewöhnlich den Kannibalismus mit einem Bann belegten, nicht aber den Krieg. Meiner Meinung nach ist der ausschlaggebende Punkt bei der Sache die Fähigkeit politisch entwickelterer Gesellschaften, unterworfene Bevölkerungen als Arbeitskräfte nutzbar zu machen.  - (mensch)

Profitlichkeit (6) Das folgende, in einem mehr oder weniger zweifelhaften Französisch geschriebene Dokument verwendete G.-A. Schiffmann und datierte es auf ungefähr 1745.

»Unter den Christen findet man Boëtius und seinen Schwiegervater Symmachus, genannt der Ehrwürdige, und Ausonius. Nach ihnen folgt eine große Lücke in der Reihe der Eingeweihten, bis man die Mysterien des Ordens in denen der Rosenkreuzer wiederfindet, die nach den Geheimnissen der Essener gebildet sind und direkt von ihnen herkommen. Ihnen kann man zu Recht die Restitution des Ordens zuschreiben. Denn die Domherren des Heiligen Grabes, Rosenkreuzer, die sich in Jerusalem niedergelassen hatten, nahmen danach die Tempelritter auf, da ihre Institution mit den Ordenszielen übereinstimmte, nämlich Nüchternheit, Geheimnis, Armut, Keuschheit, Freundschaft bis zum Tod, gegenseitige Hilfe und Verteidigung der Religion.

Im 12. Jahrhundert, unter der Regierung von Balduin, König von Jerusalem, versammelten sich neun edle Ritter, die sehr befreundet waren und sich auszeichneten und deren einer namens Jugues de Paganis der Oberste war, an dem Ort, wo der Tempel Salomons stand, zwischen den zwei Säulen, und vereinigten sich zur Verteidigung der Religion und des Heiligen Grabes mit den Domherren von Jerusalem, die sie in die großen Mysterien einweihten und den Orden unter dem Namen der Templer restituierten. Sie nahmen das weiße Gewand, dem Papst Honorius das rote Kreuz beifügte; er bestätigte sie auf die Bitte des ehemaligen Patriarchen von Jerusalem hin als geistlichen Orden nach der Regel des heiligen Bernhard.

Zu Beginn waren die Templer arm und in kleiner Zahl, doch wuchsen sie in kurzer Zeit an Zahl und an Reichtümern und vollbrachten so große Waffentaten, daß bald die ganze Christenheit davon erfuhr. Die Herrscher und Fürsten aller Länder und vor allem die von Schottland und von England schenkten ihnen große Güter, die sie als echte christliche Ritter zum heiligen Krieg verwandten. Im Laufe der Zeit wuchsen die Ritter so sehr an Macht und Reichtum, daß sie große Städte, Festungen, ein schlagkräftiges Heer und eine große Zahl von Untertanen besaßen, hauptsächlich im Heiligen Land, wo im allgemeinen der Großmeister des Ordens mit den meisten Rittern residierte.

Als aber die Stadt Jerusalem und ein großer Teil von Palästina von den Ungläubigen wiedererobert wurden, wurde der Hauptsitz nach Zypern verlegt und schließlich von da nach Paris. Der Patriarch des hohen Ordensklerus blieb allem Anschein nach in Zypern.

Der Tempelritterorden bestand schließlich fast während zweier Jahrhunderte mit großer Pracht, aber ebenso durch das undurchdringliche Geheimnis, das über seinen Mysterien, seiner inneren Regierung, seiner Militärgewalt lag, als durch sein Wirtschaftsgeheimnis und mehr noch durch seinen Reichtum und seine hohen Kenntnisse, die er besaß. Die Ritter bereiteten den Herrschern und besonders dem König von Frankreich, Philipp dem Schönen, sehr viel Verdruß; sie lehnten es ab, ihm gegen seine Feinde zu dienen, da erlangte der König von Papst Clemens V. ihre Exkommunizierung und schließlich ihre vollständige Vernichtung und Aufhebung. Man hielt sie der grauenhaftesten Verbrechen für schuldig, aber man konnte ihnen nichts nachweisen. Trotzdem wurde der Großmeister Jacques Molay, ein tugendhafter Mann von beispielhafter Lebensweise und untadeligem Verhalten, mit einer großen Zahl von Rittern verbrannt, der Orden wurde vernichtet, seine Güter wurden konfisziert. Der eine Teil fiel den Herrschern zu, der andere wurde den Rittern St. Johannes und den Deutschrittern gegeben. - John Charpentier, Die Templer. Berlin u.a. 1981 (Ullstein-Klett-Cotta -Tb. 780, zuerst 1965)

Profitlichkeit (7) - Gut. Sagen Sie mir, wie Ihre Beziehung zu Mademoiselle Pommier war.
- Beruflich, rein beruflich.
- Wie haben Sie sie kennengelernt?
- Vor einigen Jahren. Sie war damals erst Directrice in einem Modehaus.
- Waren Sie mit ihr befreundet?
- Zu dieser Zeit, ja. Aber das hat nicht lang gedauert. Ein reicher holländischer Plantagenbesitzer hat sich für sie interessiert. Er war sehr eifersüchtig. Sie sah sich sofort gezwungen, zwischen ihm und mir zu wählen. Ich möchte lieber sagen, daß ich in jedem Fall entschlossen war, Schluß zu machen.
- Warum?
Wieder riß Donna die Augen weit auf.
- Schließlich, Monsieur, sagte er im Ton einer Frau, der gegenüber man sich Vertraulichkeiten herausnimmt, Armut hindert nicht daran, ehrenhaft zu sein. Glauben Sie, ich sei ein Mann, der es hinnimmt, daß seine Geliebte sich von einem anderen aushallen läßt?
- Ich stelle fest, entgegnete Hector Mancelle ironisch, daß Ihre Diskretion nur bei Frauen aus der Gesellschaft Anwendung findet. Wenn es um eine Modistin geht, haben Sie weniger Skrupel.
- Sie vergessen, daß die arme Suzy tot ist und ich, wenn ich Ihnen eine ferne Vergangenheit enthülle, nicht Gefahr laufe, sie zu kompromittieren.
- Um so mehr, als sie nicht mehr da ist, um sich zu verteidigen. Wie hieß der reiche Plantagenbesitzer?
- Joachim, soweit ich mich entsinne.
-Joachim wie?
- Ich weiß nicht mehr.
- Hat sie ihn auch noch gesehen, nachdem sie berühmt geworden war?
- Ich glaube nicht. Überdies waren seit ihrer Trennung zwei Jahre vergangen.
- Danach widerstrebte es Ihrer Ehrenhaftigkeit wohl nicht. Ihre früheren Beziehungen wieder aufzunehmen?
- In der Tat, ich habe sie wiedergesehen. Sie kam fast jeden Tag auf einen Sprung zu mir.
- Wovon lebten Sie?
- Ich hatte Einkünfte, Monsieur. Sie erlaubten mir keine Extravaganzen, aber sie erlaubten mir zu leben, ohne irgend jemanden um etwas zu bitten. Erst seit sehr kurzer Zeit bin ich gezwungen zu arbeiten.
- Sie haben sich für den Film entschieden.
- Das ist ein ehrenhafter Beruf.
- Sie haben sich an Ihre kleine Freundin von einst erinnert und sie gebeten. Ihnen zu helfen.
- Das konnte ich tun. Ich lieferte meine Arbeit.
- Sie sagten, daß Sie, nachdem Mademoiselle Pom-mier mit dem Plantagenbesitzer gebrochen hatte. Ihre Beziehung zu ihr wieder aufnahmen. Das war wohl nicht von Dauer?
- Tatsächlich. Ich mußte wieder zurücktreten. Ein gewisser Durand, dessen Eltern diesen Namen mit dem originellen Vornamen Charlemagne aufgewertet hatten, verliebte sich in Suzy. Da sein Vermögen ihm erlaubte, siebenhunderttausend Francs im Jahr auszugeben, war ich der erste, der Suzy riet, diese Liebe zu erwidern.- Und Sie haben sie von neuem aus den Augen verloren?
- Ja, das war meine Pflicht.
- Charlemagne Durand war ebenso eifersüchtig wie Joachim X... ?
- Noch eifersüchtiger.
- Ich nehme an, daß Suzy Pommier einige Monate später wieder zu Ihnen zurückgekehrt ist?
- Nein, es war alles aus zwischen uns, ich meine gefühlsmäßig, von diesem Moment an.
- Was war denn passiert?
- Trotz aller Freundschaft, die ich ihr entgegenbrachte, trotz meiner Großmut, meiner Selbstlosigkeit war sie mir nicht dankbar.- Was wollen Sie damit sagen?
- Sie hat Charlemagne Durand mit einem jungen Mann namens Alfred Guerilla betrogen.
- Ich sehe nicht, inwiefern sie damit ihren Undank bewies. Von neuem malte sich auf den Zügen Harry-Paul Donnas Verblüffung.
- Das sehen Sie nicht, Monsieur?
- Erklären Sie es.
- Einen gewöhnlichen Tänzer zum Geliebten zu nehmen, während ich nur im Sinn hatte, sie glücklich zu machen, und zweimal nicht gezögert hatte zurückzustehen, um es ihr zu ermöglichen, sich ein sorgenfreies Leben zu verschaffen, finden Sie, das ist keine Undankbarkeit ?
- Das hat Sie jedoch nicht daran gehindert, sie um Hilfe zu bitten, als Sie den Eindruck hatten, sie könnte Ihnen nützlich sein.
- Das ist wahr. Das gebe ich zu. Aber Sie sollen wissen, daß ich mich an sie wandte wie ein Fremder und kein einziges Mal auf die Vergangenheit angespielt habe.
- Wer war Alfred Guerilla?
- Ich habe ihn nie gesehen, denn von dem Tag an, als ich erfuhr, daß sie sich diesem Mann hingegeben hatte, habe ich mich zurückgezogen und alle gemieden, die mir irgend etwas über ihr Leben hätten berichten können. - Emmanuel Bove, Der Mord an Suzy Pommier. Frankfurt am Main 1993 (Fischer Tb. 11658, zuerst 1933)

Profitlichkeit (8) In jedem noch so dummbösen Angriff, der einem entgegengebracht wird, steckt ein guter Satz für die ewige Erzählung. - (bleist)

Profitlichkeit (9) Und dann sollt ihr noch wissen: viele Piratenschiffe legen nach ihren Raubzügen in Scotra an. Sie bleiben eine Weile hier und verkaufen ihre Beute. Und ich kann euch sagen, sie erzielen einen guten Preis, denn die Christen der Insel wissen sehr wohl, daß das Raubgut von Heiden und Sarazenen und nicht von Christen stammt; darum hindert sie nichts, es zu erwerben.   - (polo)

Profitlichkeit (10)  Die Tochter des Konditors aus Saint-Maur hatte sich immer nur viel Geld gewünscht. Geld war die Voraussetzung gewesen; sie hatte gefunden, daß sie dazu geboren war, viel Geld zu haben; und es war logisch gewesen, daß die Beschaffung des Geldes ihrem Mann zufiel.

Couchet hatte nicht genug verdient, und wenn ihm etwas passiert wäre, hätte sie nicht einmal eine Pension bekommen. Deshalb hatte sie Martin geheiratet. Aber dann war Couchet Millionär geworden, und für sie war es zu spät gewesen. Wie konnte sie nur Martin anspornen und ihn dazu bewegen, seine sichere, aber schlechtbezahlte Stellung aufzugeben, um Serum zu verkaufen oder irgend etwas zu tun, was Geld einbrachte?

Sie war unglücklich. Sie war immer unglücklich gewesen. Anscheinend machte sich das Leben einen Spaß daraus, sie schmählich zu betrügen.  - Georges Simenon, Maigret und der Schatten am Fenster. München 1971 (Heyne Simenon-Kriminalromane 29, zuerst 1932)

Gefühle, unfreundliche Popligkeit Profit

 

Oberbegriffe

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Unterbegriffe

{?}

VB
Gier

Synonyme
{?}