rofessorenehepaar
Der professorale Ehemann umgab sich mit noch langweiligeren
Menschen als er selbst war, und auch diese waren Professoren
und verheiratet. Zu ihnen gehörte einer, der chemische Wissenschaft an
einer lombardischen Universität lehrte, der alle Sonntage zum Mittagessen
kam, in Begleitung seiner umfangreichen, feisten Ehehälfte, deren gallertartiger
Busen gleich einer auf hoher See rollenden Fregatte unablässig auf und
nieder wogte, und die mit zwei schwarzen und finsteren Nasenlöchern
versehen war, die an den Doppeleingang des Simplontunnels gemahnten. Die
grünlich-schwärzlichen Zähne erinnerten an die spitzigen Flaschenscherben,
die man auf niedrigen Mauern anbringt, um das Eigentum in widerwärtiger
Weise zu schützen. Er, der Ehemann, Besitzer dieser ganzen Weiblichkeit,
war ein armseliger Mensch, schmutzig wie ein Einlireschein; langweilig,
anmaßend, unbeirrbar wie ein Versicherungsagent, sprach er in gelassener
Weise, wobei er sich den Bart mit einer drehenden Bewegung strich und leere
Wörter gebrauchte, wie solchermaßen, noch dazu und nichtsdestoweniger,
und mit Vorliebe fertige Phrasen wie: ein Pyrrhussieg, Herkulesarbeiten,
Achillesferse und calende greche. - Pitigrilli, Der falsche
Weg. Reinbek bei Hamburg 1988
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