"das gleiche Problem" sind, wenn man
sie von einer hinlänglich abstrakten Stufe aus betrachtet. Die
entscheidende Beobachtung ist die, daß bei beiden eine Verschachtelung
der Tiefenstufe 2 gegenüber der Tiefenstufe 1 auftritt. Das ist
eine neue Entdeckungsebene für Bongard-Probleme. Es gibt sogar
eine noch höhere Ebene, die die Sammlung als Ganzes betrifft.
Wenn jemand sie noch nie gesehen hat, kann es für ihn ein gutes
Rätsel sein, herauszufinden, worum
es sich denn eigentlich handelt. Das herauszufinden ist eine
revolutionäre Erkenntnis,
aber es muß betont werden, daß die Denkmechanismen,
die eine solche Entdeckung ermöglichen, sich in nichts von denen
unterscheiden, die bei der Lösung eines einzelnen Bongard-Problems
Verwendung finden. - (
hof
)
- (
nab
)
Problem (3) Alle Schüler müssen Probleme
lösen, manche machen ihren Eltern Probleme, und wenn sie später
erwachsen sind, haben sie ihre eigenen Probleme. Kurz, Probleme
gehören zu den am weitesten verbreiteten Phänomenen
der Welt, die sich jedoch sehr schlecht teilen lassen; und falls
dennoch jemand einmal keine Probleme mehr haben sollte, bieten
die Sonntagszeitungen oder auch Lexika ihm zur Zerstreuung neue
an. Zum Beweis sei hier das Problem der Missionare
und der Kannibalen vorgestellt,
das jeder lösen mag, der keine anderen Probleme im Kopf hat:
»Drei Missionare und drei Kannibalen befinden sich am Ufer eines
Flusses in Amazonien. Das Boot kann jeweils nur zwei Passagiere
tragen, und die Zahl der Missionare muss immer und überall größer
oder mindestens gleich groß sein wie die der Kannibalen, um Dramen
zu verhindern. Wie lassen sich alle ohne Verluste über den Fluss
bringen?« - (thes)
Problem (4) Man teilt die Probleme ein in Probleme ersten, zweiten und dritten Grades. Beim Problem ersten Grades soll die Frau, angeregt von den Tlinkit-Skulpturen aus Nordamerika, die vollkommenste Umarmung mit dem Manne suchen; es kommt darauf an, zu zweit nur ein einziger Block zu sein. Beim Problem zweiten Grades soll die Frau, indem sie die Haida-Skulpturen ganz ähnlichen Ursprungs zum Vorbild nimmt, diese Umarmung fliehen, so sehr sie kann; es kommt darauf an, sich kaum zu berühren, nur aus der Distanz alle Lust zu ziehen. Beim Problem dritten Grades soll sich die Frau alle natürlichen Stellungen nach und nach zu eigen machen.
Das Fenster mag offen sein, halb
offen, geschlossen — es wird sich dem Sterne öffnen, der Stern
wird zu ihm kommen, der Stern wird es erreichen, oder er geht
von der andern Seite ins Haus. - André Breton / Paul
Éluard, Die unbefleckte Empfängnis. Frankfurt am Main 1988 (zuerst
1930)
Problem (5) Vor allem: Es ist ja ewig ein und dasselbe
Problem, das Hebbel wälzt: die
Kraftprobe zwischen Weib und Mann. Ein rein akademisches, herausspintisiertes
Problem, das in Wirklichkeit gar nicht existiert. Denn entweder ist die Frau
eine Persönlichkeit — ich meine nicht eine sogenannte »hervorragende Frau«,
sondern ein Herz voller Güte und innerer Festigkeit, wie man es so gut in der
Bauernhütte als in Bürgerfamilien finden kann —, dann setzt sie sich durch und
bleibt moralisch Siegerin, auch wenn sie in Kleinigkeiten nachgibt. Oder sie
ist innerlich nichts — dann gibt es wieder gar kein Problem. - Rosa Luxemburg
an Hans Diefenbach, 5. April 1917. In: R.L., Gesammelte Briefe Bd. 5. Berlin 1987
Problem (6)
"Das Problem ist, wie rauskommen, ohne loszulassen"
- Bill Mauldin, nach: Douglas R. Hofstadter, Metamagicum. Stuttgart
1991
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