robe  In jener großen Zeit wandten die Militärärzte ungewöhnliche Mühe daran, den Simulanten den Teufel der Sabotage auszutreiben und sie wieder in den Schoß der Armee zurückzuführen.

Es gab einige Grade der Folter für Simulanten und solche, die als Simulanten verdächtig waren, als da sind: Schwindsüchtige, Rheumatiker, Bruchleidende, Nierenleidende, Typhuskranke, Zuckerkranke, Leute mit Lungenentzündung und anderen Gebrechen.

Die Folter, der die Simulanten unterworfen wurden, war genau geregelt, und ihre Grade waren folgende:

1. Absolute Diät, früh und abends drei Tage lang je eine Tass Tee, wobei allen, ohne Rücksicht darauf, worüber sie klagen, Aspirin zum Schwitzen verabreicht wird.

2. Um jedem den Gedanken auszutreiben, daß der Krieg ein Honiglecken sei, wird in reichlichen Portionen Chinin in Pulverform oder sogenanntes «Chinin zum Lecken» verabreicht.

3. Zweimal täglich Magenausspülungen mit einem Liter warmen Wassers.

4. Ein Klistier, unter Benützung von Seifenwasser und Glyzerin.

5. Eine Packung in ein in kaltes Wasser getauchtes Leintuch. Es gab tapfere Menschen, die alle fünf Grade der Tortur überstanden und sich in einem einfachen Sarg auf den Soldatenfriedhof schaffen ließen. Aber es gab auch kleinmütige Menschen, die, wenn sie beim Klistier angelangt waren, erklärten, daß ihnen bereits gut sei und daß sie nichts anderes wünschten, als mit dem nächsten Marschbataillon an die Front abzugehen. - Jaroslav Hašek, Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk. Reinbek 1969 (zuerst 1923)

Probe (2)  Ein Jogin ging umher, welcher Dhawalanatha hieß, und erbettelte auf der Königsstraße, an den Straßenkreuzungen, auf den öffentlichen Plätzen, in den Straßen der Kaufleute, in den Tempeln und an anderen verkehrsreichen Orten seine Nahrung, und dabei sagte er immer die Worte: »Was einer tut, das wird er ernten.«

Eines Tages hörte Dhanaschri, was der Jogin sagte, und dachte: »Ob seine Rede wohl wahr oder falsch ist?« Um's zu erproben, gab sie ihm zwei Pfannkuchen, die sie mit einem sehr starken Gifte versetzt hatte. Der Jogin nahm die beiden Pfannkuchen und reichliche andere Speisen, die ihm geschenkt wurden, ging an einen Teich vor der Stadt, reinigte sich Hände, Mund und andere Körperteile mit dessen Wasser und wollte sich eben setzen, um sein Mahl zu verzehren, als Dhanaschris beide Söhnchen dorthin kamen, um zu spielen.

Der Anblick dieser schönen, zarten und wohlgesitteten Knäblein machte dem Jogin so großes Vergnügen, daß er ihnen die beiden Pfannkuchen schenkte. Die Kinder aßen sie, tranken Wasser darauf und legten sich an Ort und Stelle unter einem Baume nieder; und da das Gift seine Wirkung tat, so starben sie beide. Der Jogin aber kehrte nach Hause zurück.   - Indische Märchen. Hg. und Übs. Johannes Hertel. München 1953 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)

Probe (3)   Die Babylonier bauten den Weizen mit erbsgroßen Körnern an, sagt Herodot; aber kann man Herodot Glauben schenken?

Der Müller Anton Matern machte detaillierte Aussagen über Korn und Mehl; wurde dem Müller Matern geglaubt?

In Lührmanns Krug, zwischen Folcherts Hof und Lührmanns Käserei, wurde die Probe gemacht. Der Krug eignete sich zum Probemachen und hatte auf diesem Gebiet sichtbare Vergangenheit. Da war erstens im hölzernen Schanktisch ein zölliger, angeblich zweizölliger Nagel zu bewundern, den Erich Block, Braumeister zu Tiegenhof, vor Jahren zur Probe mit bloßer Faust und einmaligem Hieb in die Bohle getrieben hatte; da zeigte zweitens die gekalkte Decke des Schankkruges Beweise anderer Art: Stiefelabdrücke, etwa ein Dutzend, erweckten den fatalen Eindruck, jemand, sukkubischer Herkunft, habe, mit dem Kopf nach unten, Spaziergänge über die Krugdecke gemacht. Dabei ging es nüchtern kraftprotzend zu, als Hermann Karweise einen Vertreter der Feuer-Sozietät, der Karweises Muskelkraft nicht Glauben schenken wollte, Scheitel gegen die Dielen, Schuhsohlen himmelwärts, mehrmals gegen die Decke schleuderte und den Mann wieder auffing, damit er keinen Schaden nahm und hernach begutachten konnte, wie sich die Beweise einer werderschen Kraftprobe, die Abdrücke seiner Vertreterschuhe, auf der Krugdecke ausnahmen.

Als Anton Matern geprüft wurde, ging es kaum kraftvoll - der Müller wirkte schmächtig - eher geheimnisvoll geistreich zu; Sonntag ist es. Tür und Fenster geschlossen. Draußen bleibt der Sommer. Nur vier Fliegenfänger erinnern laut und verschiedengestimmt an die Jahreszeit. Im Schanktisch der zöllische Nagel, Schuhabdrücke auf grauer, einst weiß-gekälkter Decke. Die üblichen Schützenfestfotos und Schützenfestpreise. Nur wenige grünglasige Flaschen, mit Inhalt aus Korn gebrannt, auf dem Regal. Knaster, Schuhwichse und Molke riechen gegeneinander, knapp gewinnt Fuselatem, der schon am Sonnabend Anlauf genommen hat. Sie reden kauen wetten. Karweise, Momber und der junge Folchert setzen ein Fäßchen Neuteicher Bockbier aus. Still, über einem Gläschen Kurfürstlichem - das kippt hier niemand außer den Städtischen - setzt der Müller Matern ein gleiches Fäßchen dagegen. Lührmann, hinter dem Schanktisch, holt von hinten das Zwanzigpfundsäckchen und halt sich mit dem Mehlsieb für die Gegenprobe bereit. Zuerst liegt das Säckchen, der Besinnlichkeit wegen, auf den Händen des ganz und gar schiefen Müllers, dann bettet er das Kissen am platten Ohr. Sogleich, und weil keiner mehr kaut, bräsig daherredet, kaum Fusel atmet, tönen lauter; die Fliegenfänger: was wiegt der Gesang sterbender Schwäne gegen den) Abgesang bunter Fliegen auf plattem Lande!

Lührmann hat dem Müller eine Schiefertafel mit angebundenem Griffei unter die freie Hand geschoben. Drauf steht, denn es soll ja Bestand) aufgenommen werden: Erstens Larven. Zweitens Puppen. Drittens Würmer. Noch lauscht der Müller. Die Fliegen dröhnen. Molke und Schuhwichse herrschen vor, weil kaum einer Fusel zu atmen wagt. Da kriecht die ungeschickte Hand, denn rechts stützt der Müller leicht das Säckchen, über den Schanktisch zur Schiefertafel: hinter Larven knirscht der Griffel eine steife Siebzehn. Zweiundzwanzig Puppen schrillt er. Die loscht der Schwamm; und je mehr der nasse Fleck trocknet, um so deutlicher wird/ daß es nur neunzehn Puppen sind. Acht lebende Würmer sollen im Säckchen wohnen. Und als Zugabe, denn die Wettbestimmung verlangt es' nicht, meldet der Müller auf lauter Tafel: «Tote Würmer sind fünf im! Sack.» Gleich darauf schluckt Fuselatem vorherrschende Schuhwichse und Molke. Jemand hat den Abgesang der Fliegen leiser gestellt. Lührmann mit dem Mehlsieb bekommt Gewicht.

Um es kurz zu machen: Auf die Zahl genau stimmte das vorausgesagte Soll pergamentharter Larven, weicher, nur an den Spitzen horniger Puppen, ausgewachsener Larven, Mehlwürmer genannt. Nur ein. totes Würmchen, von den veranschlagten fünf toten Mehlwürmern, fehlte; vielleicht oder sicher hatte es, ausgetrocknet und fragmentarisch, durch das Mehlsieb finden können.  - (hundej)

 

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