rivatinitiative »Ataman Semenow war Verbündeter von Koltschak. Als die Weißen geschlagen waren, zog sich einer seiner Gefolgsleute, ein baltischer Baron, in die Mongolei zurück. Er hatte die Idee, ein neues mongolisches Weltreich zu gründen, sammelte um sich Mongolen und vertrieb die Chinesen aus dem Gebiet. Dann heiratete er eine chinesische Prinzessin aus einem niedergegangenen Geschlecht und erklärte sich zum Erben des chinesischen Throns und zum wiedererstandenen Buddha. Er herrschte so grausam, daß die mongolischen Truppen meuterten und ihn schließlich gefesselt in der Wüste zurückließen, wo er von der Roten Armee gefangen und später hingerichtet wurde. So ist die Mongolei dank diesem Monomanen heute von China unabhängig.«
Nordanc zündet sich eine von den mongolischen Papirossi
an, und fährt hustend fort: »Es gab noch andere Privatinitiativen
während der Revolution. In Ulan-Ude erklärte sich ein Dichter
Sorokin zum König und prägte eigenes
Geld. Es war zwar wertlos, er war aber bei den Bauern
so geachtet, daß sie es annahmen und ihm dafür gaben, was er brauchte.
Vielleicht gefiel ihnen nur, daß er in langen Mandschu-Gewändern
ging und einen W-förmigen Bart trug, den er manchmal orange färbte.
Er verfaßte einen glühend antimilitaristischen Roman und verschickte
ihn handgeschrieben an Könige und Staatsoberhäupter. Nur der König
von Siam war höflich genug, zu antworten. Er bedankte sich für das
Geschenk, entschuldigte sich aber, daß er nicht genug Russisch könne,
um das Buch zu lesen. Als Koltschak in Omsk einmarschierte, hatte Sorokin die
Proklamation der Weißen Garde über Nacht mit eigenen Plakaten überklebt,
die seine Einfahrt in feierlicher Prozession für den nächsten Tag
ankündigten. Punkt zwölf Uhr erschien er im Brokatgewand auf einem
ältlichen Kamel, die Satteltaschen vollgestopft mit eigenen Manuskripten,
die er an die jubelnde Bevölkerung verkaufte, immer nur eine Seite.«
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Libuše Moniková, Die Fassade. München 1990
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