riester,
vorsichtiger
Der Herr Vikar war bei dem Magnifico zurückgeblieben und drang von neuem darauf,
daß man aussenden solle, um Nepo einzufangen, damit er verbrannt werde. Lorenzo
stellte ihm aber vor, es würde besser sein, sich ruhig zu verhalten, weil, wenn
man auch den Versuch machte, es doch nicht gelingen würde bei einem Mann, dem
tausend Mittel und Wege zu Gebote stünden, zu entkommen und seine Verfolger
zu narren, indem er sich unsichtbar mache, als Vogel davonfliege, zur Schlange
werde und dergleichen, dieweil unser Herrgott einmal jenem Geschlecht von Galatrona
diese Macht zu einem den Menschen noch nicht bekannten guten Zweck verliehen
habe; dann laufe man aber auch die größte Gefahr; denn wenn Nepo die böse Absicht
sehe oder bemerke, könnte er sie stumm machen, ihnen die Augen verdrehen, den
Mund schief ziehen, die Glieder lahmen oder sonst ein bösartiges Übel anhängen.
Der Vikar, gutmütig und einfältig, schloß sich seiner Ansicht an, entschuldigte
seinen Eifer damit, daß er das nicht gewußt habe, und sagte, es sei das beste,
nicht wieder über die Angelegenheit zu reden. Mit diesem Vorsatz verließ er
den Magnifico, nicht ohne starke Besorgnis wegen eines etwaigen bösen Übels,
kehrte zu seiner Wohnung zurück und erwähnte Nepo in seinem Leben nicht mehr,
weder im Guten noch im Bösen. - Antonfrancesco
Grazzini, Feuer auf dem Arno. Berlin 1988 (zuerst ca. 1550)
|
||
|
|
|