redigt
ERSTER HANDWERKSBURSCH predigt auf dem Tisch. Jedoch, wenn
ein Wandrer, der gelehnt steht an dem Strom der Zeit oder aber sich die göttliche
Weisheit beantwortet und sich anredet: Warum ist der Mensch? Warum ist der Mensch?
- Aber wahrlich, ich sage euch: Von was hätte der Landmann, der Weißbinder,
der Schuster, der Arzt leben sollen, wenn Gott den Menschen nicht geschaffen
hätte? Von was hätte der Schneider leben sollen, wenn er dem Menschen nicht
die Empfindung der Scham eingepflanzt hätte, von was der Soldat, wenn er ihn
nicht mit dem Bedürfnis sich totzuschlagen ausgerüstet hätte? Darum zweifelt
nicht — ja, ja, es ist lieblich und fein, aber alles Irdische ist übel, selbst
das Geld geht in Verwesung über.
Zum Beschluß, meine geliebten Zuhörer, laßt uns noch übers Kreuz pissen,
damit ein Jud stirbt! - Georg Büchner, Woyzeck
Predigt
(2) Unter den Greisen ist einer, der des Morgens
vor dem Essen der ganzen Scheune insgemein eine Predigt hält, indem er von einem
Ende bis zum andern unihergeht und denselben Satz mehrfach wiederholt, bis er
den Rundgang beendet hat (denn es sind Gebäude, die wohl hundert Schritt in
der Länge haben). Er schärft ihnen nur zwei Dinge ein: die Tapferkeit gegen
die Feinde und die Liebe zu ihren Frauen. Und sie verfehlen nie, diese Ermahnung
als ihren Kehrreim zu bekräftigen, weil es die Frauen sind, die ihnen ihr Getränk
warm und würzig halten. - (
mon
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