räservativ  Ich konnte nicht umhin, eine Sache zu erwähnen, die einem der Quacksalber zustieß, der bekanntgab, er habe ein ganz vorzügliches Vorbeugungsmittel gegen die Pest. Wer immer es bei sich trüge, werde nie infiziert oder anfällig gegen die Ansteckung werden. Dieser Mann, der, wie wir vernünftigerweise annehmen können, nicht ohne einige von diesen ausgezeichneten Präservativmitteln in seiner Tasche ging, wurde dennoch von der Pest befallen und zwei oder drei Tage später hinweggerafft.

Ich gehöre nicht zu den Ärztehassern oder Ärzteverächtern; im Gegenteil, ich habe oft die Hochachtung erwähnt, die ich für die Mahnungen meines speziellen Freundes Dr. Heath empfand; aber doch muß ich zugeben, daß ich nur geringen oder gar keinen Gebrauch davon machte, nur daß ich ein Mittel von starkem Geruch in Bereitschaft trug, wie ich bemerkte, falls ich etwas von widerlichem Geruch antraf oder einem Friedhof oder einer Leiche zu nahe käme.

Auch hielt ich nicht die Lebensgeister hoch und heiß mit Magenlikören, Wein und dergleichen Mitteln — wie es, wie ich weiß, manche taten —, die ein gelehrter Arzt selbst so viel zu gebrauchen pflegte, daß er auch nicht davon lassen konnte, als die Seuche ganz vorüber war, so daß er für sein ganzes weiteres Leben zum Trunkenbold wurde.

Ich erinnere mich, daß mein Freund, der Doktor, zu sagen pflegte, es gebe ein Art Drogen und Zubereitungen, die alle im Falle der Ansteckung gut und nützlich seien; aus diesen oder mit ihnen könnten die Ärzte eine unendliche Reihe von Medizinen herstellen, wie die Glöckner durch den Wechsel und die Reihenfolge der Töne mit nur sechs Glocken hundert verschiedene Tonfolgen hervorbringen können, und daß alle diese Mischungen wirklich gut sein sollen. »Deshalb«, sagte er, »wundere ich mich nicht, daß in dem jetzigen Unglück eine so ungeheure Menge von Medizinen angeboten wird und fast jeder Arzt verschiedene Mittel verschreibt oder bereitet, wie sein Urteil oder seine Erfahrung ihn nun leitet; aber«, sagte mein Freund, »man lasse alle Verschreibungen sämtlicher Ärzte in London prüfen, und man wird finden, daß sie alle aus denselben Bestandteilen zusammengesetzt sind, lediglich mit solchen Änderungen, auf die der Arzt durch seine besonderen Einfälle kommt; so daß«, sagte er, »jedermann, der ein wenig nach seiner eigenen Konstitution, nach seiner eigenen Lebensweise und den Umständen der Infektion urteilt, aus den gewöhnlichen Drogen und Zubereitungen seine eigenen Medizinen verordnen kann. Nur daß einige dieses Mittel, andere jenes als überlegen empfehlen; einige glauben, daß Pill. Ruif., die sich selbst Antipestpillen nannten, das beste Präparat sei, das gemacht werden könne; andere meinen, daß Venezianischer Theriak von selbst ausreiche, der Ansteckung zu widerstehen, und ich«, sagte er, »glaube, was sie beide sagen, nämlich, daß das erste gut ist, es im voraus zu nehmen, um ihr vorzubeugen, und das letztere, wenn eine Ansteckung eingetreten ist, sie zu vertreiben.«

Dieser Meinung folgend, nahm ich mehrmals Venezianischen Theriak und ein gesundes Schwitzbad darauf und hielt mich für so gut gegen die Infektion gerüstet, wie durch die Heilkunde nur jemand gerüstet sein konnte.

Was Quacksalber und Marktschreier betraf, von denen die Stadt so voll war, so hörte ich auf keinen von ihnen und bemerkte seitdem oft mit einiger Verwunderung, daß ich zwei Jahre lang nach der Pest kaum jemals einen in der Stadt sah oder von einem hörte. Manche glaubten, sie seien in der Pestzeit alle bis auf den letzten Mann dahingerafft worden, und schienen geneigt, es als ein besonderes Zeichen der göttlichen Rache an ihnen zu bezeichnen, weil sie die armen Leute, bloß um eines bißchen Geldes willen, das sie von ihnen bekamen, in das Massengrab der Vernichtung geführt hätten; ich kann aber dem auch nicht beistimmen; daß sie in großer Zahl starben, ist gewiß — bei vielen von ihnen erlangte ich selbst darüber Kenntnis, daß aber alle von ihnen weggefegt worden seien, bezweifle ich sehr. Ich glaube vielmehr, sie flohen aufs Land und versuchten ihre Praktiken dort an den Leuten, die in Furcht vor der Seuche waren, ehe sie unter ihnen war. - Daniel Defoe, Die Pest in London. München 1968. In: D.D., Romane (zuerst 1722)

Präservativ (2)  Damals, In der »Scaffold«-Zeit, hatte Pig jedem auf dem Schiff, der es hören wollte, lang und breit erklärt, er würde keine Präservative benutzen, wenn es keine »French Specials« seien. Diese Dinger waren wie die normalen Gummis, allerdings mit einem Basrelief verziert (und oft mit einem Tierkopf am Ende), um bei den Frauen auch solche Nervenenden zu reizen, die mit den herkömmlichen Mitteln nicht stimuliert werden. Von ihrer letzten Fahrt nach Kingston hatte sich Pig fünfzig »Jumbo der Elefant«-und fünfzig »Micky Maus«-French Specials mitgebracht. Doch einmal kam die Nacht, daß sie alle verbraucht waren; die letzten waren bei der, denkwürdigen Schlacht auf der Brücke der »Scaffold« mit seinem früheren Kollegen, dem Leutnant Knoop, draufgegangen.    - (v)

Präservativ (3)
Empfängnisverhütung Schutz Schutz
Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe
Verwandte Begriffe
Synonyme