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Georges Simenon, Maigrets erste Untersuchung. München 1977 (Heyne Simenon-Kriminalromane
64, zuerst 1951)
Prachtkerl (2) Wir verließen das Gebäude
durch den Hinterausgang, hinter uns rasselten die Schlüssel, und ich ging neben
meinem Mann, ich schritt lächelnd aus, stach meine Schritte mit der Schirmspitze
ab, ich trug meine roten Schühchen mit den hohen Stöckelabsätzen und lächelte,
weil mein Kleinod sich noch gestern beim Gedanken, daß
ihm heute eine Signierstunde bevorstand, fast die Seele aus dem Leib gekotzt
hatte, die ganze Nacht hatte er nicht geschlafen, genau wie vor der Hochzeit,
er hatte gebrüllt, er werde nirgendwo hingehen, und wenn doch, müsse man ihn
mit einem Traktor dorthin schleifen, wie einen widerspenstigen, unglücklichen
Stier in den Schlachthof ... und jetzt ging er ganz
ausgelaugt an meiner Seite, ich sah sogar, daß mein Kleinod glaubte, jeder,
der ihm auf der Nationalstraße entgegenkam, erkenne in ihm den berühmten Schriftsteller,
er verneigte sich leicht und erwiderte Grüße, die niemand an ihn gerichtet hatte
... und aus heiterem Himmel, bevor er mich auf ein Bier zum Pinkas hineinzog,
aus heiterem Himmel also hob er mitten in der Menschenmenge die Arme in die
Höhe, schüttelte die Hände und schrie ... Du bist ein Prachtkerl! Du hast es
geschafft! Und dann lud er mich zum Essen ein, zu einem Festmahl in die Passage
beim Pinkas, an die Stehbar, wo er für mich ein Bier bestellte und selbst eins
nach dem andern trank, im Rhythmus, wie die Kellner die Gläser hereinschafften.
- (
hra4
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