Pottwalnase  Der Pottwal ist berühmt für seine riesige Nase und er besitzt tatsächlich das größte Organ dieser Art im Tierreich. Der Frankfurter Anatom Milan Klima schrieb dazu, dass die riesige Nase den sie haltenden Schädel zu einer unbedeutend kleinen Struktur degradiert. Dabei macht der Kopf bis zu einem drittel der Gesamtlänge eines alten Pottwalbullen aus und die Nase ist der bei weitem größte Anteil dieses Kopfes. Entsprechend beschrieb der dänische Pottwalakustiker Bertel Møhl den Pottwal scherzhaft als "Nase mit Außenbordmotor". Zwei riesige Fettkörper bilden beim Pottwal den größten Teil seiner Nase. In der oberen Hälfte, zwischen Blasloch und Schädel, liegt das wurstförmige Spermacetiorgan. Dieses ruht auf dem so genannten Junk, der aus Bindegewebe und fetthaltigen "Linsen" besteht. Die Begriffe Spermacetiorgan und Junk stammen von den Walfängern des 19ten Jahrhunderts, die das Fett, oder chemisch richtig, das Wachs im Spermacetiorgan wegen seiner Farbe und Konsistenz mit Spermaflüssigkeit verglichen. Dieses Wachs war das wertvollste und teuerste Öl zu jener Zeit. Im Vergleich dazu war das Öl, das aus dem Junk gewonnen werden konnte, minderwertig und nur "Abfall".

Bei einem Vergleich der Nasenmorphologie der Pottwale mit nicht-pottwalartigen Zahnwalen, wie z.B. Delphine und Schweinswale, fällt vor allem der extreme Grad der Asymmetrie ins Auge. Der rechte Nasengang läuft fast horizontal und längs durch die Mitte zwischen dem Junk und dem Spermacetiorgan hindurch. Der linke Nasengang hingegen verläuft ganz an die linke Seite gedrängt außen an den beiden großen Fettkörpern vorbei und mündet in das Blasloch (das unpaare Nasenloch der Zahnwale), dass links vorne an der Spitze des Kopfes liegt. Im Gegensatz zum linken Nasengang mündet der rechte Nasengang vorne an der Nasenspitze nicht direkt in das Blasloch, sondern zunächst in einen Luftsack, dem so genannte Distalsack, der genau vor dem Spermacetiorgan liegt. Diese Mündung in den Distalsack weist eine ventilartige Struktur auf, welche man "monkey lips" nennt, weil diese Lippen einer Affenschnauze ähnlich sieht. Die "monkey lips" stellen den Ort der Produktion der Klicks dar. Da diese Struktur beim linken Nasengang nicht vorhanden ist, dient dieser wahrscheinlich vorrangig der Respiration und nicht der Schallgenerierung. Weiterhin mündet in den rechten Nasengang jedoch noch ein zweiter Luftsack, der Frontalsack, der genau hinter dem Spermacetiorgan liegt. Das bedeutet, dass das Spermacetiorgan vorn und hinten von Luftsäcken und unten vom rechten Nasengang begrenzt ist. An den Seiten und oben ist dieses Organ von einer Schicht aus sehr stabilem Bindegewebe begrenzt, das man Case nennt. Der Begriff Case stammt ebenfalls von den alten Walfängern, da dieser eine Art Behältnis für das Wachs des Spermacetiorgans darstellt.  

Zentraler Längsschnitt durch den Kopf eines Pottwals.
Er zeigt den Schädel und die Nasenstrukturen.
Die Pfeile deuten die Ausbreitung des Schalls in der Nase an,
nachdem dieser durch das Aufeinanderschlagen der "monkey lips" generiert wurde.

 - Dr. Stefan Huggenberger:  Die Sprache von Moby Dick 

 

Walnase Pottwal

 

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