otenz   Das viele Tabak- und Haschischrauchen soll auf die Potenz der Ägypter ungünstig einwirken.

Gegen die Einfuhr und den Genuß von Haschisch ist man in den letzten Jahren sehr streng vorgegangen; doch soll noch ziemlich viel Haschisch geraucht werden und durch das Verbot der Mißbrauch von Opium, Kokain und anderen Rauschgiften stark gesteigert sein. Daher setzen sich jetzt schon manche Ärzte dafür ein, lieber wieder das »nicht ganz so schlimme« Haschisch in begrenzter Weise zuzulassen, ein meines Erachtens abwegiger Standpunkt.

Ich besuchte eine Haschischkneipe. Ich hatte dort nicht den Eindruck, daß es sich um einen harmlosen Stoff handelt. Es war eine kleine quadratische Stube mit Bänken an den Wänden. Auf ihnen saßen unter kitschigen Öldrucken Mann an Mann, jüngere und ältere Leute, viele mit verglasten Augen und verzerrten, grinsenden Gesichtern. Ein Grammophon spielte, der Wirt gmg abwechselnd mit seinem Sohn in kleinen Zeitabständen von einem zum andern und reichte ihnen die Haschischpfeife.

Alle benutzten dasselbe Mundstück. Einige sogen nur zum Schein, die meisten aber nahmen einen tiefen Zug und bliesen dann eine dichte Rauchwolke aus, hinter der sie für einige Sekunden unsichtbar wurden.

Es herrschte eine erzwungene Lustigkeit. Hie und da ging einer in die Mitte und führte nach der Grammophonmusik tolpatschig-rhythmische Bewegungen aus. Dann spielte man mit abgerichteten Hunden. Die einander zumeist fremden Menschen waren durch das Haschisch seltsam miteinander verbunden. Zeitweise verließ einer schwankend das Lokal, erbrach sich draußen und sank zu Boden. - Magnus Hirschfeld, Weltreise eines Sexualforschers im Jahre 1931/32. Frankfurt 2006 (zuerst 1933)

Potenz (2)  Schkolnikow kratzte sich an seiner Perücke. »Was sagen die Ärzte?«

»Nerven.«

»Nerven«, wiederholte Schkolnikow, und es klang so, als erfüllte ihn dieses Wort mit Abscheu. Er erschauerte, schloß das eine Auge und schien völlig in Gedanken versunken, die zu kompliziert waren, um ausgesprochen zu werden. »Wohin wurden Sie von den Ärzten geschickt? Nach Karlsbad? Nach Marienbad?«

»Ich war überall.«

»Und nichts hat geholfen?«

»Nichts.«

»Sie haben keine Badekuren nötig«, sagte Schkolnikow, den Blick in eine Zimmerecke gerichtet. »Das Verlangen des Mannes nach einer Frau entspringt dem Geist, nicht dem Körper. Dieses Verlangen wird Potenz genannt. Eine Art Magnetismus. Wie der Magnet Eisen anzieht, so zieht die Frau den Mann an. Nicht alle Frauen besitzen diese magnetische Kraft. Eine Frau kann schön sein und trotzdem den Mann kaltlassen. Eine andere kann häßlich sein, und dennoch kann ihr Anblick im Mann eine magnetische Kraft wecken. Bei einem jungen Mann ist diese magnetische Kraft so stark, daß jede Frau ihn sinnlich erregt. Vor einiger Zeit wurde in der Presse von einem jungen, nichtjüdischen Burschen berichtet, der eine Zweiundsiebzig-jährige vergewaltigt hatte. Wenn ein Mann älter ist, muß er die Frau von Herzen lieben, und sie ihn auch - das ist wesentlich. Ihre Frau hat aufgehört, Sie zu lieben, will aber trotzdem nicht, daß Sie mit einer anderen schlafen. Falls sie starke geistige Kräfte besitzt, ist sie imstande, Sie aus der Ferne zu hypnotisieren. Sie kann Sie mittels telepathischer Botschaften unter Kontrolle halten, ohne daß Sie etwas davon merken. So wie jemand, der über größere körperliche Kraft verfügt, einen Schwächeren besiegen kann, so kann jemand, der größere geistige Kraft besitzt, mit einem Schwächeren alles tun, was er will. Und Sie sind eben der Schwächere.«  - Issac Bashevis Singer: Max, der Schlawiner. Berlin 2011

 

Kraft Okkultismus

 

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Manneskraft
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