Postel ruft beispielsweise bei einer Stempelfabrik in Berlin an, gibt sich als "Leiter der behördenübergreifenden Beschaffungsstelle" aus und bestellt einen Stempel des Generalbundesanwaltes. Ein Bote, sagt er, würde den Stempel abholen und gleich bezahlen. Dann fährt Postel - diesmal als Bote - los und kauft den Stempel mit 30 Prozent Behördenrabatt. Später beglaubigt er damit seine gefälschten Zeugniskopien.
"Woher wußten Sie, daß es eine solche Beschaffungsstelle gibt", will der Vorsitzende Richter Drath in Leipzig von ihm wissen. "Die Stelle gibt es nicht", entgegnet Postel.
Als eine Richterin des Amtsgerichts Berlin-Tiergarten
1994 gegen Postel wegen Ladendiebstahls ermittelt, ruft er bei
ihr als Richter Dr. Baerenbourg vom Amtsgericht Hamburg
an und sagt, auch er habe Postel verurteilt, deshalb könne
die Berliner Sache eingestellt werden. Er bittet um die Unterlagen,
die die Richterin auch sogleich losschickt. Damit sich die Hamburger
Justiz nicht über die Akten aus Berlin wundert, meldet sich Postel
dort als Beamter vom Amtsgericht Tiergarten und entschuldigt
sich für die fehlgeleitete Sendung: "Zerreißen Sie's einfach."
Nach weiteren Anrufen des vermeintlichen Hamburger Richters
stellt die Berliner Richterin das Verfahren ein. - Peter
Brock, Berliner Zeitung 19/1999