Post festum  Bei seinem Erwachen fand der König von Babylon niemanden mehr vor. «Wie große Feste enden», sagte er sich, «und welch eine erstaunliche Leere in der Seele zurückbleibt, wenn der Lärm vorüber ist!» Als er jedoch erfuhr, daß die Prinzessin Aldea entführt worden war, erfaßte ihn ein wahrhaft königlicher Zorn. Er befahl, alle Minister zu wecken und den Rat zusammenzurufen. Inzwischen versäumte er nicht, sein Orakel zu befragen, aber er vernahm nichts weiter als die seitdem in der ganzen Welt berühmt gewordenen Worte: Wenn man die Mädchen nicht verheiratet, verheiraten sie sich selber.

Unverzüglich wurde der Befehl erteilt, mit dreihunderttausend Mann gegen den König der Skythen vorzugehen. Somit war der schrecklichste Krieg auf allen Seiten entflammt, und entstanden war er durch die Belustigungen des schönsten Festes, das je auf Erden gegeben worden war. Asien sollte durch vier Armeen von je dreihunderttausend Mann verwüstet werden. Man muß zugeben, daß der Trojanische Krieg, der die Welt einige Jahrhunderte später m Staunen setzte, im Vergleich dazu nur ein Kinderspiel war, aber man muß auch in Betracht ziehen, daß der Streit der Trojaner lediglich um ein altes, leichtfertiges Weib entbrannte, das sich zweimal hatte entführen lassen, während es sich in diesem Falle um zwei junge Mädchen und um einen Vogel handelte.  - Voltaire, Die Prinzessin von Babylon. In: V., Mikromegas. Stuttgart 1985 (Die Bibliothek von Babel 28, Hg. Jorge Luis Borges)

Fest

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