ossibilismus
Es sieht so aus, als gäbe es zwischen dem, etwas tun zu müssen,
und dem, es nicht tun zu müssen (d.h. nicht dazu gezwungen zu sein), keine,
wenn man so sagen kann, dritte Alternative; doch wer so dächte, zeigte, daß
er gewisse besondere Zustände, die im übrigen natürlich und konstant sind, nicht
kennt. Ich will versuchen, es zu erklären: Offensichtlich denke und lebe ich
nicht in Begriffen des Müssens oder Nichtmüssens (das Verb, wie oben, immer
vom Standpunkt der Nützlichkeit, nicht dem der Moral aus gebraucht), oder um
es noch genauer zu sagen: Das für mich Nützliche, zumindest seine Einschätzung
von meiner Seite, entspricht nicht etwas genau Definiertem, einem ganz bestimmten
Resultat. In mir findet, mehr oder weniger bewußt, aber eher weniger als mehr,
eine immerwährende präliminare Zerstörung der Wirkungen statt, sämtlicher für
mich möglichen Wirkungen, die fast alle als gleichermaßen nichtig vorausgesetzt
werden, eine Aufhebung nicht nur im Bereich der Gefühle, sondern selbst in dem
des Seins; daher die Zwecklosigkeit der Ursachen, ihr Sich-Auflösen schon im
Ansatz. Wenn jede mögliche Wirkung gleichgültig ist, muß auch jede Ursache gleichgültig
sein, und alles verliert sich in einer Art von trostlosem Fatalismus oder besser
Agnostizismus, fast möchte ich sagen Possibilismus, in dem freilich alles zu
erwarten steht außer dem Guten. Gleichgültig verkehrt sich
letztendlich in feindlich. - (land3)
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