Pluto

Pluto (2)  Ein schwefliges Glänzen ging von den drei Gestalten aus, die sich so von dem tiefdunklen Hintergrund der Nacht abhoben. Sie sahen so stolz und gebieterisch aus, daß ich alle drei zuerst für wirkliche Götter hielt.

Der zweite Teufel  war ein übergroßer Mensch mit dickem Gesicht ohne Augen, dessen schwerer Wanst über die Schenkel herabhing und dessen Haut überall in einer Art Tätowierung mit einer Menge von kleinen beweglichen Figuren vergoldet war, welche die zahlreichen Formen des Weltenelends darstellten. Da sah man kleine ausgemergelte Männlein, die sich selbstmörderisch an einem Nagel aufhängten; kleine Gnomen, ungestalt, mager, deren flehende Augen noch besser als ihre zitternden Hände Almosen heischten; und dazu alte Mütter, verkrüppelte Säuglinge tragend, die sich an ihre erschöpften Brüste klammerten. Und noch allerlei anderes.

Der dicke Teufel klopfte mit der Faust auf seinen ungeheuren Bauch, aus dem dann jedesmal ein langes, helles, metallenes Klirren herauskam, das in ein undeutliches Gewimmer von zahlreichen menschlichen Stimmen auslief. Und indem er dabei ohne jede Scham seine verdorbenen Zähne zeigte, stieß er ein gewaltiges, dummes Gelächter aus, so wie es in allen Ländern gewisse Leute tun, wenn sie gar gut zu Mittag gegessen haben.

Und der da sagte zu mir: »Ich kann dir geben, womit man alles erhält, was alles aufwiegt und was für alles Ersatz bietet!« Und er klopfte auf seinen ungeheuren Bauch, dessen tiefes Echo die Erläuterung zu seiner groben Rede gab.

Ich wandte mich voll Abscheu ab und antwortete: »Ich brauche, um meine Lust zu haben, keines Menschen Elend und will nichts wissen von einem Reichtum, der einen traurig macht über all das Unglück, das auf deiner Haut wie auf einer Tapete dargestellt ist.«   - Charles Baudelaire, Der Spleen von Paris. In: C.B., Die Tänzerin Fanfarlo und Der Spleen von Paris. Zürich 1977

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