lattheit
Mesto Copio ist so flach geraten, daß man ihn mit einem Bogen Papier
oder mit einem Blatt vergleichen kann; wenn er im Bett liegt unter der Decke,
weiß man nicht ob dort jemand ist oder nicht, unter der glattgezogenen Decke;
nur dank einer leichten Schwellung kann man einen Atemzug erahnen. Die Ärzte
stehen ratlos vor Mesto Copio; seine Organe sind so zart, daß sie jedweden Arzt
in Verwunderung versetzen; doch glücklicherweise hat Mesto eine ausgezeichnete
Gesundheit und braucht keine Doktoren: in seiner Plattheit ist er gesund wie
eine Seezunge. Er besitzt eine wunderbare Schmetterlingssammlung, vielleicht
ist darin eine Analogie zu seiner Person zu erkennen. Aber diese Flachheit,
die bei den Schmetterlingen einen Wert darstellt, wenn man damit die gelungensten
Entwürfe von der Hand der Natur erklären und rühmen will, stellt bei Mesto alles
andere dar als einen Wert, denn sie ist dazu bestimmt, wie auf dem Papier, die
absurde Gestalt dieses höchst mißratenen Monsters, das der Mensch ist, vor Augen
zu führen. Gewiß, wie alle Säugetiere hat er zwei Augen, eine Nase, einen Mund
und irgendwo vier Glieder, aber ebendiese Elemente bilden ein so widerwärtiges
und anormales Etwas, daß man meinen könnte, er wäre nur dazu nützlich, um an
ihm mit großer Härte jene Eigenschaften zu demonstrieren, von denen alle anderen
Säugetiere und in Wirklichkeit sogar alle anderen Lebewesen frei sind: die Dummheit,
die Niedertracht, die Habsucht, mit einem Wort die wohlbekannten menschlichen
Eigenschaften. Das alles ist in zwei Dimensionen noch augenfälliger, nicht einmal
einem dichten Bart oder einem großen Biberpelzhut gelänge es, ihn zu tarnen,
und daher kommt Mesto Copio, der Arme, in seiner ekelhaften Plattheit zur Geltung:
denn mehr als ein Mensch ist er das Bild des Menschen, die unselige Laune einer
Natur, die im übrigen nicht des Geschmacks entbehrt.
-
(bdm)
![]() |
||
![]() |
![]() |
|
|
||
|
||
|
|
|