lanung,
gründliche An dem Krawall waren mindestens hundertfünfzig
Ganoven beteiligt. Hundert sah ich selbst — oder bilde es mir jedenfalls ein
—, und dann gab's noch haufenweise andere, die ich nicht sah, die im Hinterhalt
postiert waren und vorpreschten, wenn Nachschub gebraucht wurde. Und sie gingen
forsch ran. Sie überrumpelten die Polizei, verwickelten sie in Scharmützel und
legten sie völlig lahm. Punkt zehn überfielen sie die zwei Banken, besetzten
den gesamten Block, verscheuchten die gescheiten Leute und legten die dummen
um. Die Plünderung selbst war dann für eine Bande dieser Größe ein Kinderspiel.
Jeweils zwanzig oder dreißig packten das Geld ein, die übrigen hielten die Straße
in Schach. Einfacher ging's wirklich nicht — sie brauchten das Zeug bloß einzusacken
und nach Haus zu tragen. Momentan tagt dort eine Versammlung wild empörter Geschäftsleute
— Aktionäre brüllen mit Schaum vor dem Mund nach dem Herzblut des Polizeichefs.
Zugegeben, die Polizei hat keine Wunder vollbracht, aber keine Polizeitruppe
ist solch einem Massenangriff gewachsen, egal, für wie gut sie sich hält. Der
ganze Zirkus dauerte noch nicht mal zwanzig Minuten. An die hundertfünfzig Banditen
waren aufgeboten, allesamt mit einem genauen Einsatzplan in der Tasche. Wie
will man innerhalb so kurzer Zeit genügend Polizisten zusammentrommeln, sich
einen Überblick verschaffen, Abwehrmaßnahmen einleiten und erfolgreich ausführen?
Es sagt sich so leicht, daß die Polizei auf alles gefaßt sein und jeder Situation
gewachsen sein sollte — aber dieselben Knaben, die jetzt da drüben ›Schiebung‹
brüllen, wären die ersten, die lauthals von Verschwendung reden würden, wenn
man ihre Steuern um ein paar Cents erhöhen würde, um davon mehr Polizisten und
Ausrüstung zu kaufen. Andererseits hat die Polizei fraglos versagt, und es gibt
einen ganzen Haufen Specknacken, die schon die Axt spüren. Die Panzerwagen taugten
nichts, der Einsatz von Handgranaten war bloß ein halber Erfolg, da sich die
Gangster damit mindestens ebensogut auskannten; eine wirkliche Schande waren
aber die Maschinengewehre. Die Bankiers und Börsenmakler behaupten, die Dinger
wären vorher präpariert worden. Ob nun jemand vorsätzlich dran rumgefummelt
hat oder ob sie einfach bloß vergammelt waren, weiß keiner; fest steht aber,
daß nur eins von den Dingern funktionierte, und das ziemlich mies. Der Rückzug
erfolgte nordwärts auf der Montgomery in Richtung Columbus. Auf der Columbus
verkrümelten sich die einzelnen Wagen dann in Seitenstraßen. Zwischen Washington
und Jackson geriet die Polizei in einen Hinterhalt, und bis sie sich freigeschossen
hatte, war die Bande im Stadtgebiet untergetaucht. Eine ganze Reihe ihrer Wagen
hat man inzwischen aufgelesen — leer natürlich. Die Berichte sind noch unvollständig,
aber das Zwischenergebnis sieht etwa so aus: die Beute geht in die Millionen;
es ist bei weitem der lukrativste Raubzug, der je von Zivilisten unternommen
wurde. Sechzehn Polizisten wurden getötet und dreimal so viel verwundet. Zwölf
unbeteiligte Zuschauer, Bankangestellte und dergleichen wurden umgelegt und
ungefähr die gleiche Anzahl zusammengedroschen. Zwei Banditen und fünf weitere
Personen, die zu der Bande gehören oder auch Zuschauer sein können, kriegten
eine Kugel ab. Die Banditen verloren, soweit wir wissen, sieben Tote und einunddreißig
Gefangene, von denen keiner unverletzt ist. - Dashiell Hammett, Raubmord.
Frankfurt am Main und Berlin 1968
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