Piratenmesse  Unter einem Sonnensegel wurde auf der Poop des Kapitänsschiffes ein Altar improvisiert; die entwendeten Kirchengeräte wurden herbeigeschafft; ein Salut aus der Schiffsartillerie zeigte den Beginn der frommen Handlung an. Auch beim Sanktus erdonnerten die Kanonen, bei der Elevation des Kelches ebenfalls, sodann beim Benediktus und zuletzt nach dem Exaudit. Es war damit das sonst übliche leise Schellengeklingel der Ministranten und das Glockengeläute, entsprechend der andersgearteten Beschwörungsmagie der Freibeuterei, aufs beste ersetzt. Zum Schluß erfolgte, man sollte es kaum für möglich halten, ein treuherziges Gebet für den französischen König und aus den Kehlen der Freibeuter ein rauhes, aber begeistertes Vive le Roi, obwohl sie ihn eben bestohlen hatten. Oder sollte es sich um feine volkstümliche Unterscheidungen handeln, jener Sorte, die den Laden wohl ausleert, aber das Firmenschild schont?

Die Feierlichkeit wurde nur einmal kurz dadurch gestört, daß einer der Kerle ungeziert an die Reling trat, sein Wasser abzuschlagen, und das gerade während der mystischen Verwandlung von Wein in Blut. Als der Kapitän kurz die Unbotmäßigkeit rügte, entgegnete der Genosse, seiner demokratischen Freiheit bewußt, mit einem gotteslästerlichen Fluche. Wie der Blitz zog da Daniel die Pistole und knallte dem Burschen eins durch den Schädel.  

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Der Priester erhielt für seine Bemühungen ein paar Zuckerhüte, eine Handvoll Silbermünzen, etwas Lyoner Unterwäsche, die von dem Superkargo des zuletzt ausgenommenen Schiffes stammte, und einen Negersklaven.  - (bord)

 

Pirat Messe

 

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