iratenlied  

Für Ernst Rowohlt

 

Schiffsjunge fällt vom Mast ins Wasser.
Das hält die Fahrt nicht auf.
Kapitän — der alte Seehund schiffet
Erbarmungslos ins Meer.

Groß ist unser Ruhm auf den Dreiteufelsmeeren,
Aber wir lieben heißer und als den leeren Ruf Rum.

Wir leben in Brandung und Branntwein.
Und wer ihn nicht halten kann,
Kotzet ins Speigatt oder ins Meer.

Hat der Feind mal mehr Kanonen,
Gibt es heute blaue Bohnen,
Morgen wirft uns die Welle
Von Bord in Bordelle,
Wir segeln im Nebel
In die Tabakwolken der Kneipen.
Wenn unser Messer entern will,
Wird mancher Mann still wie das Meer.

Unser Blut juckt uns an allen Hurenküsten,
Doch unsre Schätze schlafen brav vergraben,
Weil wir zu viel
Filzläuse und Schlafschätze haben
In jedem mordswüsten Eiergroghafen am Meer.

Was sollen uns Gold,
Weiberperlen und Diamanten?
Wir trinken Wein,
Gebrannten und ungebrannten,
Wir spielen, stinken, trinken und versinken,
Wir rauchen, raufen, saufen und versaufen
Eines versoffenen Abends im silbernen Meer.

Will uns dann der Tang—Teufel kielholen
Bei der Nacht im schlaflosen Meer,
Wird seine herzliebste Großmutter
Geteert und gefedert
In seinem verdammt feinen Arschhimmel von Höllensalon.

Wir werden kein Strandratzengrab haben!
Uns näht man im Sturm auf der Stelle in Segel
Und schmeißt uns ins heilige Meer.
Und wenn uns dabei kein verhungerter Hai frißt,
Dann leben wir tot noch im ewigen Meer.

- Albert Ehrenstein

Piratenlied (2)

Der mächtigste König im Luftrevier
ist der Sturmes gewaltiger Aar.
Die Vöglein erzittern, vernehmen sie nur
sein rauschendes Flügelpaar.
Wenn der Löwe in der Wüste brüllt,
dann erzittert das tierische Heer,
aber wir sind die Herren der Welt
und die Könige auf dem Meer.

Zeigt sich ein Schiff auf dem Ozean,
dann jubeln wir laut und wild,
unser stolzes Schiff fliegt dem Pfeile gleich
durch das brausende Wogengefild.
Und der Kaufmann erzittert vor Angst und Weh,
den Matrosen entsinket der Mut, 
und dann steigt am schwankenden Mast empor
unsre Fahne so rot wie das Blut.

Wir stürzen uns auf das feindliche Schiff
wie ein losgeschossener Pfeil.
Die Kanone donnert, die Muskete kracht,
laut rasselt das Enterbeil.
Und die feindliche Flagge, schon sinkt sie herab,
laut ertönt unser Jubelgeschrei:
Hoch lebe die See, das brausende Meer,
hoch lebe die Seeräuberei!

Und ist der letzte Schuß getan
und die letzte Schlacht vorbei,
dann steuern wir unsern morschen Kahn
in die Hölle frank und frei.
Und will dann der Teufel mal nicht so wie wir,
dann heizen wir selber ihm ein;
denn wir waren die Herren der Welt
und wollen's beim Teufel auch sein.

- Nach (bord)
 

Lied Pirat

 

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